N. CEPAITIENE, LITAUEN
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„Frauentag?“, wundert sich Neringa Cepaitiene: „Der ist in Litauen seit dem Ende der Sowjetzeit kaum gefeiert worden.“ Zu sehr sei er mit den „roten Zeiten“ verknüpft. Diese gingen zu Ende gingen, als sie 16 Jahre alt war. Die Übergangszeit, das „Loslösens von Moskau“ war rückblickend ein „fürchterliches Durcheinander, die große Angst vor dem Unbekannten, vielleicht Krieg“. Das bisschen Hoffnung mischte sich mit dem großen Zweifel, ob es gut gehen würde. Der Zweifel schien sich zunächst zu bewahrheiten: „Sogar die Schokoladenbonbons wurden schlechter, weil die Firmen keinen Kakao kaufen konnten.“ Doch es kam anders und besser als erwartet. Auch für Neringa persönlich.

1992 machte Neringa Cepaitiene Abitur, nach einem vierjährigen wirtschaftswissenschaftliches Studium an der Uni Kaunas das Mastersexamen. Danach ein kurzes Gastspiel in der Wirtschaft und heute ist sie Assistentin beim neu gegründeten Europainstitut an der TU Kaunas. Die 30-Jährige ist gerade dabei ihre Doktorarbeit abzuschließen und kann sich finanziell mit ihren monatlich rund 430 Euro zu den Privilegierten dieser litauischen Übergangsgeneration rechnen. Große Sprünge kann ihre Familie mit zwei Kindern trotz Doppelverdienst damit nicht machen. Von der neuen EU-Zeit erhofft sie sich nicht zuletzt eine Verbesserung der gesellschaftlichen und damit auch familiären Position der Frauen, die im neuen Litauen unter die Räder gekommen seien. „Die Medien versuchen ja nun auch wieder die Haltung zum 8. März zu ändern. Sie schreiben, er habe nichts mit dem alten Regime zu tun.“ WLF