K. DUNIKOWSKA, POLEN
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Krystyna Dunikowska gehört zur Elite Polens. Nach Abschluss ihres Biologiestudiums begann sie als medizinisch-technische Assistentin in einem Krankenhaus in Warschau zu arbeiten. Vor einem Jahr heiratete die heute 30-Jährige. Ihr Mann machte sich mit einer Musikkneipe im Warschauer Stadtteil Wola selbstständig. Doch statt Pläne für die weitere Zukunft zu schmieden, drehen sie jeden Zloty dreimal um. „Wir verdienen immer weniger“, empört sich die resolute junge Frau. „Wir wissen oft nicht, ob das Geld bis zum Monatsende reicht. Ich bin kaum noch zu Hause, so viele Überstunden mache ich.“ Auch Slawek, ihr Mann, kämpft mit seiner kleinen Kneipe ums Überleben. „Die Leute sind fast alle arbeitslos in unserem Viertel. Da kommt kaum noch einer auf ein Bier nach Feierabend vorbei.“ Sie würde gerne ein Kind bekommen. Doch junge Frauen bekommen in Polen fast nur befristete Arbeitsverträge. So auch Dunikowska. „Wenn ich schwanger werde, stehe ich auf der Straße. Das können wir uns nicht leisten.“

Als General Jaruzelski 1981 das Kriegsrecht über Polen verhängte, war sie sieben Jahre alt. „Wir standen Schlange vor den Läden, jagten Lebensmittel, wie man damals sagte, und träumten vom freien Westen“, sagt sie in einem nostalgischen Ton. „Aber wir hatten keine Angst.“ Man sei jedes Wochenende aufs Land gefahren, um Eier, Wurst und frische Milch zu kaufen. Im Winter fuhr sie Ski in der Tatra, im Sommer badete sie in der Ostsee. „Heute kann ich mir keinen Urlaub mehr leisten“, schließt sie resigniert. Viele ihrer Freunde hätten Polen bereits verlassen. „Uns bleibt am Ende wohl auch kein anderer Ausweg.“

GL