Hänneschen im Buchhaltungschaos

Das Kölner Rechnungsprüfungsamt sucht in der städtischen Puppenbühne Belege und mehrere zehntausend Euro. Die sind beim Verkauf von Andenken verschwunden. Keiner fühlt sich verantwortlich. Jetzt sollen die Vorschriften verschärft werden

VON FRANK ÜBERALL

Das Hänneschen-Theater macht der Stadt Köln kein Vergnügen. Beim Verkauf von Werbeartikeln des Puppenspiels hat es nach Feststellungen des Rechnungsprüfungsamtes umfangreiche Unregelmäßigkeiten gegeben. Konkret soll der Verbleib von mehreren Zehntausend Euro geklärt werden.

Puppen, Anstecker und Videos werden im Kölner Hänneschen Theater als Andenken verkauft. Geliefert werden sie von einem privaten Unternehmer, verkauft von den Mitarbeitern des Theaters. Bei der Abrechnung soll es nach Feststellung der Prüfer aber drunter und drüber gegangen sein. Lieferscheine, Zahlbelege und Waren seien verschwunden, heißt es in einem internen Bericht. Die Abrechnung der Lizenzgebühren durch einen privaten Unternehmer seien nicht nachvollziehbar. Der Unternehmer habe immer wieder Bargeld bekommen, ohne dass dies quittiert wurde. Nach den städtischen Vorschriften hätte das grundsätzlich nicht vorkommen dürfen. Denn das von den Käufern eingenommene Geld muss zuerst auf das Konto der Stadtkasse eingezahlt werden. Danach erst darf der Anteil des Unternehmers per Überweisung beglichen werden.

Mit der Sorgfalt nahmen es die munteren Mitarbeiter des volkstümlichen Puppentheaters offenbar nie so ganz genau. Denn die Prüfer kamen bei ihrem Besuch in der Altstadt aus dem Staunen kaum heraus. Eine Frau habe angegeben, sie habe die Bestandslisten zwischenzeitlich aus ihrem Ringbuch heraus genommen, weil es zu dick geworden sei. Abrechnungen seien grundsätzlich mit Bleistift geschrieben worden, was späterer Manipulation Tür und Tor geöffnet habe. Die vom Unternehmer eingereichten Abrechnungen seien stets unstimmig gewesen – oft war anscheinend jede zweite Position nicht korrekt.

Trotz mehrfacher Mahnung ist es den städtischen Kontrolleuren nach eigenen Angaben nicht gelungen, Licht ins Abrechnungsdunkel beim Hänneschen-Theater zu bringen. Als bittere Erkenntnis notierten die Prüfer, dass sich nicht einmal herausfinden ließ, wer für welche finanziellen Transaktionen überhaupt zuständig war. Der interne Bericht der Stadt liest sich wie ein gegenseitiges Schuld-Zuschieben zwischen dem Theaterintendanten, seiner Verwaltung und seinen Mitarbeitern im Verkauf. Die Rolle des glücklosen Unternehmers Willy Beivers, der vor ein paar Monaten durch öffentliche Klüngel-Vorwürfe gegen Oberbürgermeister Fritz Schramma bekannt wurde, ist ebenfalls nebulös. Jetzt sollen zumindest für die Zukunft die Verkaufsvorschriften verschärft werden.