Zandtkes Vergabepraxis

Absprachen zwischen Verwaltung und Unternehmen? Ab morgen steht ein Ex-Abteilungsleiter im Bauressort wegen Bestechlichkeit vor Gericht

Bremen taz ■ Der parlamentarische Untersuchungsausschuss hat das Thema längst zu den Akten gelegt, doch jetzt beschäftigt der Bremer Baufilzskandal die Gerichtsbarkeit. Vor der Großen Strafkammer VII des Bremer Landgerichts beginnt morgen Vormittag der Prozess gegen den ehemaligen Abteilungsleiter im Bauressort und späteren Geschäftsführer der Bau Management Bremen GmbH Gottfried Zandtke. Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Bremen wirft dem Mann „Bestechlichkeit in besonders schwerem Fall“ vor: Bei der Vergabe mehrerer Bauprojekte in den neunziger Jahren soll er das Bremer Unternehmen Zechbau begünstigt haben. Als Gegenleistung soll er beim Umbau seines Privathauses „unentgeltliche Bauleistungen“ im Wert von mindestens 231.500 Euro erhalten haben.

Bei den Bauprojekten handelte es sich unter anderem um den Ausbau des Weserstadions, den Umbau der Lettow-Vorbeck-Kaserne in der Vahr zum Polizeipräsidium, den Umbau des Polizeihauses am Wall und die Erweiterung der Kinderklinik Links der Weser. Die Kammer hat für den Prozess, der sich mindestens bis Mitte Juni erstrecken wird, bislang 19 Hauptverhandlungstage angesetzt, die Akte füllt 50 pralle Ordner.

Der Untersuchungsausschuss der Bürgerschaft hatte im vergangenen Jahr 113 Zeugen vernommen, um etwaigen Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe öffentlicher Bauaufträge auf die Schliche zu kommen. Im Gegensatz zur Grünen-Opposition hatten CDU und SPD jedoch keine Belege für gezielte Absprachen zwischen Bauverwaltung und Unternehmen erkennen können. jox