Deutschland gibt Polen Korb statt Korps

Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) bleibt dabei: Er wurde von seinem Amtskollegen zu spät informiert

BERLIN dpa/ap ■ Der deutsche Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) hat die Vorwürfe gegen seinen polnischen Amtskollegen Jerzy Szmajdziński erneuert. Szmajdziński habe ihn erst am Sonntagabend – nach einem Gespräch mit amerikanischen Reportern – über seinen Vorschlag informiert, das deutsch-dänisch-polnischen Armeekorps im nördlichen Irak einzusetzen. Struck sagte gestern: „Ich denke schon, dass er nicht nur mich, sondern auch den dänischen Verteidigungsminister hätte informieren müssen, bevor er mit amerikanischen Journalisten darüber redet.“

Struck selbst hatte am Vorabend für Verwirrung gesorgt, als er einräumte, bereits am Sonntag von Minister Szmajdziński informiert worden zu sein – also vor der Veröffentlichung des Vorschlags in der Washington Post. Offenbar hatte der polnische Minister zu diesem Zeitpunkt allerdings schon mit der Presse gesprochen.

Gleichwohl wies Jerzy Szmajdziński die Vorwürfe Strucks erneut zurück. In einem gestern veröffentlichten Interview mit der linksliberalen Zeitung Gazeta Wyborcza betonte der Minister, er habe seinen deutschen Ministerkollegen als „absolut erste Person“ über die entsprechenden Vorschläge Polens informiert. „Ich fürchte, es ist ein Missverständnis entstanden“, sagte er. „Ich habe ihn in einem bilateralen Gespräch in Washington während des Treffens von Nato-Rat und der Ukraine informiert.“

Die Bundesregierung hatte am Mittwoch den polnischen Vorschlag abgelehnt. Struck einigte sich aber bei einem Besuch in Kopenhagen mit seinen Kollegen aus Dänemark und Polen darauf, die polnischen Stabsoffiziere aus dem gemeinsamen Korps für den Irak bereitzustellen. Trotz der deutsch-polnischen Kontroverse hofft Szmajdziński weiterhin darauf, mit Deutschland und Dänemark eine Einigung über den Einsatz des trinationalen Korps im Irak erreichen zu können. Es sei auch möglich, ohne den Einsatz des im nordwestpolnischen Stettin stationierten deutsch-polnisch-dänischen Korps Nordost eine Division im Irak zu organisieren, sagte Szmajdzinski. „Aber mit ihm wäre es bedeutend leichter.“

Der Minister verwies darauf, dass die polnische Regierung am Montag endgültig über den polnischen Beitrag zu einem Truppeneinsatz im Irak entscheidet. Am besten wäre jedoch, wenn es für diese Truppen ein Mandat der UN gäbe. „Das würde viele Probleme lösen und einigen unserer Bündnispartner die Tätigkeit erleichtern.“