Helm auf zum Girls‘ Day

Der Girls’ Day ist eines der wenigen feministischen Erfolgsrezepte. In diesem Jahr engagieren sich Unternehmen geradezu verdächtig. Warum?

von HEIDE OESTREICH

Was braucht’s für erfolgreichen Feminismus? Schulfrei. Die Jungs müssen in der Schule über Geschlechterrollen nachdenken, igitt, die Mädchen dürfen Kanzler Schröder treffen, Roboter bestaunen oder bei der Polizei Schlagstöcke schwingen.

Der „Girls’ Day“ ist ein Erfolg, selten genug in der Frauenpolitik. Mädchen sind eigentlich konservativ, was ihre Berufswahl angeht. Sie werden am liebsten Arzthelferin (Frauenanteil fast 100 Prozent) und Friseurin (93 Prozent) – Aufstiegschance nahe null. Seit geraumer Zeit bemühen sich vor allem die Ministerinnen Schmidt, Schmidt und Bulmahn, den Mädchen die Elektroinstallateurin (Frauenanteil 1 Prozent), die Ingenieurin (21 Prozent) und die Fachinformatikerin (11 Prozent) nahe zu bringen. Der Minimalaufwand von einem Tag Einblick scheint etwas zu bewirken: Über die Hälfte der Betriebe meldete nach dem letzten Mädchentag eine stärkere Nachfrage seitens der Mädchen nach Praktika, so die Girls’-Day-Initiatorinnen. Viele Mädchen gaben nach dem Tag an, ihre Einstellung zu technischen Berufen habe sich positiv verändert.

Was aber treibt die Unternehmen, diesen Tag Mädchen zu spendieren, auf die sie sonst doch auch keinen Wert legen, nach dem Motto: Frauenförderung ist lästig und kostet nur? Sie sind dieses Jahr geradezu übereifrig: 2001 ließen sich zum ersten Girls’ Day gerade 39 Firmen herab, 2002 waren es schon 1.200, dieses Jahr konkurrieren 3.700 Einrichtungen um weiblichen Nachwuchs. Warum?

Der Fachbereichsleiter Bildung beim Industrie- und Handelskammertag redet zunächst eine Weile von geburtenschwachen Jahrgängen und kommendem Facharbeitermangel. Doch das hat die Betriebe bisher auch noch nie beeindruckt.

Der feministische Anklang scheint wohl eher eine Fernwirkung der letzten Frauenministerin, Christine Bergmann, zu sein. Seit sie mit einem Gleichstellungsgesetz gedroht hatte, so der IHK-Mann, zogen die Ausbildungsberater der Handelskammern durch die Betriebe und warben: wenn man irgendeine Anstrengung in Richtung Frauenförderung mache, könne man das Gesetz verhindern. Wenig Aufwand, viel Presse: Der Girls’ Day kam auch den Unternehmen wie gerufen. Und den Mädchen: 100.000 haben sich informiert.