Freimarkt-Zug bringt Preis

Eine multikulturelle Fußball-Mannschaft aus der Neustadt und eine Video-Gruppe der Caritas gaben „dem Hass keine Chance“ – und gewannen damit den gleichnamigen Bremer Jugendwettbewerb

taz ■ Die B-Jugend-Fußballer vom BTS Neustadt sind im Trainigsanzug gekommen. „Nehmt mal eure Mützen runter“, kommandiert der Trainer, als die Kicker zusammen mit 200 anderen Jugendlichen in die Obere Rathaushalle strömen. In ihren Klassen-, Freizeit- und Kirchengruppen hatten die SchülerInnen und Auszubildenen Kollagen und Geschichten, Radiobeiträge und Musik, Theaterstücke und sogar Filme zum Thema Fremdenhass und Gewalt produziert. Jetzt hofften sie ziemlich gespannt auf einen Preis beim Wettbewerb „Dem Hass keine Chance“. Den hatte der Bremer Senat zusammen mit verschiedenen Sponsoren ausgeschrieben.

Volltreffer! Der erste Preis, immerhin 1.000 Euro, ging an die Fußballer – für ihren Wagen beim letzten Freimarktsumzug. Den hatten die Multi-Kulti-Nachwuchssportler mit den Fahnen ihrer veschiedenen Herkunftsländer geschmückt: Bosnien, Schottland, Indien, Deutschland, Türkei, Ghana, Russland, Iran und Libanon – Motto: „Gegen Rassismus“.

Mit dem Thema waren die Spieler eher zufällig konfrontiert worden. Auf einer Freizeit nämlich war die Mannschaft von Neonazis angepöbelt worden. „Trotzdem haben sich die Jungs nicht provozieren lassen“, erzählt Trainer Holger Saathoff nicht ohne Stolz. So entstand die Idee für den Umzugs-Wagen. Vom Wettbewerb aber wussten die jugendlichen Kicker nichts. Saathoff hatte seine Mannschaft heimlich angemeldet. Mit dem Preisgeld wollen sie ihre nächste Freizeit finanzieren.

Den ebenfalls mit 1.000 Euro dotierten zweiten Preis bekamen die jugendlichen Filmemacher vom Bund der Katholischen Jugend der Caritas. Ihr selbst produzierter Kurzfilm „Endstation“ zeigt eine türkische und eine russische Clique, die sich bitter bekämpfen – bis sich am Schluss ein russisches und ein türkisches Elternpaar auf dem Friedhof gegenüber stehen.

Nicht wegsehen und vergessen, sondern Zivilcourage zeigen – das findet natürlich auch Bürgermeister Henning Scherf (SPD) lobenswert. „Wenn die Jugendlichen sich trauen, den Mund aufzumachen, um ihre Meinung zu sagen, ist schon der erste und wichtigste Schritt getan.“

Laura Garde