was macht eigentlich ...… Mutti?

Aussterben

Aber bloß im Wortschatz der Kinder. Egal, ob im Indoor-Spielplatz oder beim Onkel Doktor – kreischende Kinder gibt es zuhauf. Aber keines brüllt mehr: Muuttiiiii. Nicht mal am kommenden Sonntag, obwohl da Muttiiiitag ist. Stattdessen werden Mütter immer häufiger mit dem Vornamen angeredet. Ein Relikt der antiautoritären 68er-Generation als Zeichen der Zerschlagung bürgerlicher Kleinfamilien? Damals wurden die Sprösslinge aufgefordert, die Eltern beim Vornamen zu nennen, in Stadtteilen mit besonders hohem Schwaben-Anteil auch in Verbindung mit dem Artikel: die Ilse, die Katja oder der Tom. Heute wird das Politische nicht mehr ganz so hoch gehängt. Die Kinder kommen von ganz allein darauf, den Vornamen zu wählen. Familienforscher beobachten, dass das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern immer partnerschaftlicher geworden ist. Auch die einschlägig aus der Sektwerbung bekannte Bezeichnung „Mum“ – natürlich aus Ami-Soaps abgeguckt – ist in Kinderzimmern en vogue. Und Mutti? Diese altertümliche Bezeichnung war auch früher eher in besser gestellten Familien zu Hause. Von denen gibt es in Berlin bekanntlich nur noch welche im Ostteil der Stadt. Doch Mutti ist ooch hier uffm Rückzuch. Im Kommen: Mami. Das geht mit pommesvollem Mund nämlich leichter. Auf Kreuzberger Spielplätzen rufen die Kinder allerdings nach ihrer „Anne“. Keineswegs der Mode-Muttiname der antiautoritären Erzeugergeneration – sondern türkisch für „Mutti“. FLEE

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