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: Sind so kleine Füße

Lassen Sie uns mal über Japan reden. Fremde Welt. Kleine Füße. Tolle Radios. Papierne Wände. Wenn man irgendwo ein Hörspiel hört, hört das ganze Haus mit. Hier dürfen so laut aufdrehen, wie Sie möchten, und nur wenn es Sonntagmittag oder Montagnacht ist und Sie drei Monate vorher durchgehend Motörhead-Schallplatten bei 120 dB gehört haben, klopft vielleicht mal ein höflicher Polizist an.

 Aber zurück nach Japan. Der SWR hat eine kleine japanische Hörspielreihe ins Programm genommen, voller außergewöhnlicher Produktionen wie „Der Schlüssel“, ein Roman von Junichiro Tanizaki: Der Schlüssel liegt im Schreibtisch des Professors (gesprochen von Gerd Wameling), und mit ihm könnte seine Frau Ikuko an sein Tagebuch kommen. Denkt der Professor und schreibt darum immer wieder von seinen Eheproblemen, in der Hoffnung, Ikuko würde das Tagebuch heimlich lesen und ihn verstehen. Ikuko führt aber selbst ein Tagebuch, in dem sie ihre eigene Version jener Probleme darlegt. Es geht, wie in achtzig Prozent der Fälle, um Sex. Irgendwann kommen die beiden auf einen Trick, der mit Cognac, einer Polaroidkamera und dem jugendlichen Freund der Tochter zu tun hat, und am Ende ist alles so anders, wie man es sich nur in Japan denken kann. (11. 5., 16.05 Uhr, SWR 2).

 Eine Woche später schiebt der SWR gleich noch einen „Werkstattbericht“ hinterher, elf japanische Klangräume, die ein Deutscher namens Johannes S. Sistermanns nach vier Monaten Japanaufenthalt zusammengestellt hat. „Shichi Go San“ heißt diese Hörspielinstallation voller Alltags-, Ritual- und Kulturgeräusche, ein Fest für Menschen mit funktionierenden Ohren und Lust auf vorsichtige Dokumentarhörspiele. (15. 5., 21 Uhr, SWR 2).

Nun zu etwas nicht komplett, aber fast komplett anderem: Max-Goldt-Fan bin ich selbstverständlich auch, schließlich hat der Mann einmal „Die Radiotrinkerin“ geschrieben, und was möchte man mehr, als Radio, meine ich. 1994 hat er ein Hörspiel namens „Ein Leben auf der Flucht vor der Koralle“ produziert, und was soll ich Ihnen sagen, es ist zum Kichern schön und zum Weinen merkwürdig. (11. 5., 15.15 Uhr, BR)

 Und damit ihre Kleinen nicht den ganzen Tag Ballerspiele spielen und „Jackass“ gucken, hier noch ein Kinderhörspiel-Tipp: „M.M.M. – Die MenschenMacherMafia“ ist eine Science-Fiction-Comedy, in der es um Turbotourismus und himmelschreiend hässliche Hotelburgen geht. Eigentlich aber um geklonte Menschen … (10.5., 14.05 Uhr, SWR 2)

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