Sozialabbau trifft den Kölner Appell

Ab nächster Woche muss die antirassistische Initiative ehrenamtlich arbeiten: Die letzte ABM-Stelle, die dem Verein geblieben war, läuft aus. Der Kölner Appell hofft nun auf neue Leute, um die fehlende Kraft zu ersetzen

KÖLN taz ■ Umstellung beim Kölner Appell: Ab Ende der Woche hat die antirassistische Initiative keine hauptamtlichen Mitarbeiter mehr. Dann läuft die letzte ABM-Stelle aus, die dem Verein noch geblieben war. „Hartz lässt grüßen“, kommentiert Vorstandsmitglied Klaus Jünschke bitter. Früher hatte der Kölner Appell bis zu acht ABM-Stellen, erinnert er sich.

Zwar hatte die Agentur für Arbeit noch eine neue ABM-Stelle für Kinder- und Jugendarbeit angeboten. Aber der Kölner Appell lehnte ab, da die Stelle seiner Ansicht nach einfach zu schlecht bezahlt und zudem auf sechs Monate befristet war. „Die Kinder hätten sich gerade daran gewöhnt, dann wäre die Stelle schon wieder weg gewesen“, beschreibt Jünschke das Problem.

Dabei geht dem Kölner Appell die Arbeit nicht aus. 1983 aus der Unterschriftensammlung „Kölner Appell gegen menschenfeindliche Ausländerpolitik“ entstanden, ist er inzwischen ein Verein mit festen Strukturen und als Träger der freien Kinder- und Jugendhilfe anerkannt. Hausaufgabenhilfe für Flüchtlingskinder und Betreuung von Jugendlichen in der Justizvollzugsanstalt Ossendorf gehören ebenso zum Programm wie die Organisation von Vorträgen in Köln. Gegenwärtig engagiert sich der Kölner Appell gegen die Diskriminierung von Roma. „Die Integration der Roma ist eines der wichtigsten Themen überhaupt“, sagt Jünschke unter Verweis auf die aktuelle „Klau-Kids“-Hysterie. „Roma müssen hier leben können wie alle anderen auch.“

Die 25 ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter wollen jetzt die laufende Arbeit ohne bezahlte Kraft erledigen. „Alles ehrenamtlich zu machen, ist kaum möglich“, räumt Jünschke allerdings ein. Er hofft auf neue engagierte Leute, um die Lücke wenigstens einigermaßen zu füllen, und setzt nicht zuletzt auf einen Generationenwechsel. Der bisherige Vorstand aus Christiane Ensslin, Annette Kaltenbach und Klaus Jünschke will nach vier Jahren jüngeren Leuten Platz machen. Auf der Mitgliederversammlung im April soll der neue Vorstand gewählt werden. Dirk Eckert

www.koelnerappell.de