Ein Holzkiosk als Sprungbrett

Geschäftsideen entwickeln, Produkte herstellen, Einnahmen und Ausgaben kalkulieren, Mitarbeiter einarbeiten: In Schülerfirmen wie „Ki.Ca.Ba“ in Ehrenfeld erlernen Jugendliche Basiskompetenzen

VON JESSICA DÜSTER

Wenn in der Gemeinschaftshauptschule Baadenbergerstraße in Ehrenfeld die erste große Pause beginnt, haben die Mitarbeiter von „Ki.Ca.Ba“ schon seit fast drei Stunden gearbeitet: Seit sieben Uhr schmieren und belegen sie täglich in der Schulküche rund 150 Brötchen für den Kiosk auf dem Schulhof. „Ich stehe gerne so früh auf“, beteuert Sebastian Kaczmarski. Der 15-Jährige ist einer von 39 Mitarbeitern der Schülerfirma „Ki.Ca.Ba“ (Kiosk Catering Baadenberger), deren Belegschaft zur Zeit aus Acht- und Neuntklässlern besteht. Sie hat zwar keinen eigenen Rechtsstatus, arbeitet aber wie jeder andere mittelständische Betrieb.

Neben der Produktion gibt es die Finanz- und die Cateringabteilung, die einmal wöchentlich Extra-Snacks anbietet und monatlich im Seniorentreff der evangelischen Kirche Kuchen backt. „Die Verbindung zwischen Jung und Alt klappt gut“, freut sich Lehrerin Frauke Welbers. In ihrem Deutsch- und Wirtschaftsunterricht der damaligen 8c wurde Ki.Ca.Ba vor etwa einem Jahr aus der Taufe gehoben. „Da ging es darum: Was braucht man, um einen Laden zu führen?“, erinnert sie sich.

Der nächste Schritt war eine „Betriebsversammlung“, auf der Geschäftsführer gewählt und Abteilungen gegründet wurden. Die Versammlungen finden seitdem regelmäßig statt. „Hier geht es demokratisch zu“, sagt Welbers. „Ich habe genau wie die Mitarbeiter nur eine Stimme.“ Seitdem die nächste achte Klasse nachgerückt ist, gibt es auch schon mal Kompetenzgerangel mit den alten Hasen, da diese die Verantwortung für „ihre“ Firma ungern aus den Händen geben.

Hilfe im Unterricht

„Um solche Konflikte geht es auch im Beruf“, erklärt Bärbel Wensing vom „Regionalen Kooperationsmanagement Schule-Wirtschaft“ (KOOP) die pädagogischen Ziele des Projekts. Dabei vermittle die Schülerfirma den Jugendlichen nicht fachliche, sondern auch die von der Wirtschaft oft geforderten sozialen Schlüsselkompetenzen. KOOP unterstützte bei der Vermittlung von Anschubfinanzierungen unter der Federführung des Schulamts Köln und in Zusammenarbeit mit freien Trägern vor Ort.

Aber auch bei manchen Lehrkräften muss noch Überzeugungsarbeit geleistet werden. „Das ganze Kollegium einer Schule sollte hinter dem Projekt stehen, damit die Arbeit für die Schülerfirmen fächerübergreifend in den regulären Unterricht eingebunden werden kann“, wünscht sich Kooperationsmanagerin Wensing. Im Mathematikunterricht etwa könnten Kalkulation und Buchführung geübt und im Kunstunterricht beispielsweise Logos und Plakate entwickelt werden.

Derzeit sind insgesamt 21 Kölner Schülerfirmen Mitglied im Netzwerk des KOOP. „Besonders bei den Haupt- und Sonderschulen hat es einen regelrechten Boom gegeben“, freut sich Wensing. Gerade für so genannte bildungsbenachteiligte Jugendliche erhöhe sich durch praktisches Lernen die Chance auf einen Ausbildungsplatz. Denn natürlich wird das Engagement bei einer Schülerfirma im Zeugnis vermerkt, und die Mitarbeiter erhalten zusätzlich einen „Jobpass“ für ihre Bewerbungsunterlagen, der zukünftigen Arbeitgebern hilft, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schüler realistisch einzuschätzen. Erste Kontakte mit der Praxis ergeben sich zudem über Kooperationspartner in der Wirtschaft, die KOOP den beteiligten Schulen vermittelt.

Catering als Beruf

Dass solche Projekte Früchte tragen, erfuhr Wensing an der Hauptschule Overbeckstraße: „Bis auf zwei ehemalige Mitarbeiter der Schülerfirma ‚Taste it!‘ haben alle einen Ausbildungsplatz bekommen – für eine Hauptschule eine sehr hohe Quote.“ Auch Frauke Welbers ist stolz. „Die Kinder sind wirklich anders geworden in dem einen Jahr“, resümiert die Lehrerin. Zufriedenheit herrscht auch bei den Jungunternehmern. „Wir bleiben auf jeden Fall dabei“, sagt Tolga Özberk und Jetmir Halili überlegt: „Vielleicht wäre Catering ein Beruf für mich?“