Jugend forsch

Bremens Jugendzentren stehen einer neuen Trägerschaft skeptisch gegenüber. Das Sozialressort will trotzdem neue Modelle prüfen

Bremen taz ■ „Kurz und gut: Lassen Sie den Quatsch mit der Privatisierung.“ Die Jugendlichen aus dem Freizeitheim Gröpelingen machen in ihrem offenen Brief an die Sozialsenatorin Karin Röpke (SPD) aus ihrer Wut und Besorgnis keinen Hehl. Sie fürchten, dass ihre Einrichtung demnächst in die Hände privater Träger gelangt und damit eine verschlechterte Jugendarbeit einhergeht. Eine Sorge, die sich derzeit in allen 16 Freizeit- und Jugendeinrichtungen Bremens ausbreitet.

„Mit Bestimmtheit kann man zur Zeit nichts sagen“, räumt Wolfgang Klamand, Personalrat im Amt für Soziale Dienste ein. „Aber aus dem Verhalten der Senatorin kann man schon Indizien gewinnen, das Ganze sei eingetütet.“ Für Klamand wäre das eine schlechte Entwicklung. Immer wieder stehle sich die Stadt mit dem Verweis auf die schlechte Haushaltslage aus der Verantwortung. „Ständig ist bei den Privatisierungen von Gewinnen die Rede. Das geht doch nur durch billiges Personal.“ Gerade im Jugendbereich sei Bremen aber auf qualifizierte Leute angewiesen.

Jutta Schöpp, Leiterin des Freizeitheims in Findorff, zweifelt auch an der besseren Wirtschaftlichkeit freier Träger. „Die Politik macht sich da was vor. Freie Träger benötigen auch ihr Geld.“ Nach Schöpps Ansicht ist es gefährlich, wenn die Stadt keinen Einfluss mehr hat. „Einige der Jugendeinrichtungen sind von der Bausubstanz her schlecht. Ich kann mir vorstellen, dass freie Träger sechs platt machen und zehn behalten.“

Klaus Krancke, Referent im Sozialressort, hingegen sieht auch Vorteile bei der Überführung der Einrichtungen in freie Trägerschaften. Nach seinen Angaben könnte dieses neue Modell für eine größere Unabhängigkeit der Jugendzentren in den Stadtteilen sorgen, losgelöst von einem zu großen, städtischen Verwaltungsapparat. „Wenn es einen Einstellungsstopp im öffentlichen Dienst gibt, betrifft das jetzt auch diese Einrichtungen.“ Bei einer anderen Trägerschaft müsste das nicht der Fall sein. Grundsätzlich sei aber noch nichts entschieden. Das Ressort benötigt noch Zeit, um Für und Wider neuer Betreibermodelle abzuwägen. Bis Ende April will man dem Jugendhilfeausschuss ein Konzept vorlegen.

Wie dieses Konzept nicht aussehen darf, schrieben die Jugendlichen aus Gröpelingen der Sozialsenatorin schon jetzt ins Stammbuch: „Wir denken, dass Sie für uns Jugendliche eine besondere Verantwortung haben sollten und diese nicht an freie Träger weiterschieben können.“

Holger Schleper