unterm strich
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Nach dem 11. September wickelte er sich in eine „Stars and Stripes“-Fahne und posierte so für ein französisches Magazin. Er begrüßte die US-Interventionen in Afghanistan und im Irak. Und er kritisierte den angeblichen Antiamerikanismus in seiner alten Heimat Großbritannien, der er durch seinen Umzug nach New York den Rücken gekehrt hatte, mit weit schärferen Worten als etwa die illiberale Politik der Bush-Regierung. Keine Frage, Salman Rushdie schien schon ganz in seiner Wahlheimat USA angekommen zu sein.

Nun ist er auch offiziell angekommen, zumindest unter den etablierten Schriftstellern des Landes. Jedenfalls ist Salman Rushdie am Montag zum neuen Vorsitzenden des PEN-Zentrums der USA ernannt worden. Der in Indien geborene Autor, der wegen Todesdrohungen islamischer Extremisten jahrelang im Versteck leben musste, führt schon seit geraumer Zeit wieder ein öffentliches Leben. Er wird nun Nachfolger von Joe Conarroe und übernimmt die Leitung des amerikanischen PEN-Zentrums zunächst für zwei Jahre. Er sei froh, dass er dem PEN jetzt etwas zurückgeben könne, sagte Rushdie. Nachdem der iranische Ajatollah Chomeini 1989 die „Satanischen Verse“ als Gotteslästerung verurteilt und in einer so genannten Fatwa zur Ermordung Rushdies aufgerufen hatte, habe ihm die internationale Schriftstellervereinigung sehr geholfen. Die iranische Regierung hat 1998 offiziell erklärt, sie unterstütze die Fatwa nicht mehr länger.

Bereits am vergangenen Donnerstag ist der britische Germanist und Kafka-Experte Malcolm Pasley gestorben. Im Alter von 77 Jahren erlag er seiner langen Krankheit. Das berichtete Hans-Gert Koch, Redaktionsleiter von Pasleys „Kritischer Kafka-Ausgabe“ (S. Fischer Verlag), am Montag in Frankfurt. Pasley, am 4. April 1926 im indischen Rajkot als Sohn eines Lehrers geboren, wuchs in Indien auf und ging vor dem Zweiten Weltkrieg nach England. An der Universität von Oxford lehrte er deutsche Literatur und beschäftigte sich intensiv mit dem Werk Franz Kafkas. Anfang der Sechzigerjahre holte er Kafkas Manuskripte, die vor der deutschen Besetzung Prags gerettet worden waren, aus einem Zürcher Banksafe und brachte sie auf Bitten der Erben nach Oxford.

Ebenfalls gestorben ist die deutsche Kinderbuch-Verlegerin Gertraud Middelhauve. Wie das Bilderbuchmuseum in Troisdorf in Nordrhein-Westfalen am Montag mitteilte, verstarb die Verlegerin, die den Middelhauve Verlag in Opladen von 1961 bis 1990 geleitet hatte, am Sonntag im Alter von 72 Jahren in München. Der Middelhauve Verlag war 1988 vom Orell Füssli Verlag übernommen worden.