berliner szenen Cola versucht Acid House

Der Wettbewerb

Das Mädchen an der Türe lächelt. Bestimmt sagt sie: „So siebzig Leute sind gekommen, wir sind zufrieden.“ „Wir“ ist die Coca-Cola GmbH, die im letzten Jahr erstmals einen Energydrink auf den Markt gebracht hat. „Burn“ heißt ihr stark nach Erdbeere schmeckender Wachmacher, der sich leider noch nicht so gut verkauft wie das österreichische Original. Was fehlt, ist Credibility. Street Credibility. Youth Credibility. Style Credibility. Also veranstaltet die Marketingabteilung einen Nachwuchsmusikwettbewerb, bucht das Polar.tv, informiert die Presse, und ab geht’s.

Unter der psychedelischen Decke des Polar.tv geht aber noch gar nichts. Die siebzig Menschen sehen überdurchschnittlich gut aus, langweilen sich aber stehend. Sind das bezahltes Statisten? Auf der Bühne batteln Jungs aus Worms und Frankenthal gegeneinander. Es ist die Endausscheidung in der Kategorie „House, Trance, Ambient“. Sie machen ihre Sache nicht schlecht, für sie ist es ein großer Abend. Der Moderator redet zu lang. Er versucht, in jedem seiner Sätze den originellen Titel der Veranstaltung „Burn For Music“ unterzubringen.

Ein junger Mann, Ende zwanzig, verdreht die Augen und fragt nach Feuer. Die Flamme brennt sich in den ersten Acid-Joints seines Lebens. Er zieht tief, seine Augen sind dabei geschlossen. Dann erzählt er seine Lebensgeschichte. Geboren im Libanon, acht Jahre Arbeit am Züricher Flughafen, jetzt Hannover und für das Wochenende in Berlin. „Beirut ist die Mutter der Städte“, sagt er. Seine Augen glänzen. Und hier? „Ziemlich bunt, aber zu wenig Leute.“ Ali und sein Freund möchten woandershin gehen. Das WMF überzeugt sie nicht. Wir fahren zu Fräulein Rottenmeier in die Restrealität und besuchen das alte Ostgut. HENNING KOBER