Möllemann räumt auf

Der liberale Abräumer hat sein Tätigkeitsfeld erweitert: Er macht jetzt in Entmietung

Jürgen W. Möllemann ist mittlerweile das, was man einen erfolgreichen Geschäftsmann nennt. In seinem grauen Armani-Anzug, die Rolex am Handgelenk, sitzt er am schweren Mahagonischreibtisch in seiner standesgemäß sanierten Düsseldorfer Altbauvilla mit Blick auf den Rhein. Einzig die brillantbesetzte Brecheisen-Krawattennadel und der goldene Briefbeschwerer in Form einer Abrissbirne deuten auf sein Gewerbe hin. Jürgen W. Möllemann ist Entmieter. Der frühere FDP-Spitzenpolitiker hat seine Lektion in Unternehmensführung rasch gelernt – aber auch die liberale Dimension seiner Branche dabei nicht aus den Augen verloren.

Seine „Entmieta – Gesellschaft für Entmietungsplanung und Renditeschutz“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihren Kunden die grundlegenden Voraussetzungen für eine seriöse Renditesicherung zu gewährleisten. „Bei den meisten Immobilien ist mit der derzeitigen Mieteraltlast keine müde Mark zu verdienen.“ Möllemann kann da Abhilfe schaffen. Seine Spezialität sind individuell auf die „Problemzonen“ der Noch-Mieter zugeschnittene Lösungen. Sein stärkstes Argument: Mit einem hoch motivierten Stab von qualifizierten Mitarbeitern ist er in der Lage, erforderlich gewordene Entmietungen im überschaubaren Zeitrahmen durchzuführen. Möllemann ist sich sicher, für die kommenden Jahre mit ihrem enormen Entmietungsbedarf bestens gerüstet zu sein. Das Credo des Liberalen aus Leidenschaft: „Man darf keine Vorurteile oder ideologische Scheuklappen haben und muss auch mal gesellschaftlichen Außenseitern eine Chance geben.“

Eine Aussage, die Möllemann durch bestechende Beispiele erfolgreich durchgeführter Entmietungsprojekte belegen kann.

Die Legebatterie: Handelt es sich bei den zu entmietenden Parteien um unverbesserliche Tierschützer, empfiehlt es sich, im Hinterhof eine Legebatterie und eine offene Sammelgrube für den anfallenden Hühnermist anzulegen. Als Goodwill-Aktion jeden Morgen ein paar Fischmehleier aus eigener Produktion vor die Wohnungstüren gelegt, werden die Mieter eher weich gekocht sein als die Eier!

Die Talentschmiede: Junge Musiker haben oft Schwierigkeiten, einen geeigneten Übungsraum zu finden. Musikfreund Möllemann gibt deshalb schon mal einem begabten Alphornbläser in einem zur Entmietung anstehenden Objekt eine Chance – mit durchschlagendem Erfolg. Gern erzählt Möllemann auch die Geschichte der erfolglosen Heavy-Metal-Band Infernica, die durch beharrliches Üben ihrer drei Akkorde eine so homogene Soundkultur entwickelte, dass sie nach einem halben Jahr ihren Plattenvertrag in der Tasche und Möllemann das Haus mieterfrei hatte. Mittlerweile gehört Infernica zu den Top-Verdienern im Heavy-Metal-Business und residiert – Ironie des Schicksals – just in der luxussanierten Etagenwohnung, in der einst ihre Karriere begann. Eine unkonventionelle Kulturförderung, aber der Erfolg gibt Möllemann Recht.

Der Kampfhundhalter: In hartnäckigen Fällen, in denen subtile Methoden nicht mehr greifen, bringt ein neu einquartierter Kampfhundhalter oft den gewünschten „frischen Wind“ in die Bude. Selbst Anwalts-Ehepaare können, wenn sie im richtigen Moment angefallen werden – etwa auf dem Weg zur Oper –, relativ problemlos dazu gebracht werden, von der Aufrechterhaltung des Mietverhältnisses Abstand zu nehmen.

Integration statt Ausgrenzung: Wehrsportfreunde und nationale Kampftrinker werden zunehmend ins gesellschaftliche Abseits gedrängt. Möllemann plädiert für Integration durch Bereitstellung geeigneter Versammlungsräume für die potenziellen Anhänger einer von ihm angedachten nationalliberalen Partei. Bewährt hat sich auch eine Mischbelegung aus Hooligans und Angehörigen der autonomen Szene. Die Geburtstagsfeiern am 20. April gehören zu den größten Erfolgen der Nachbarschaftsprojekte.

Subventionierung der deutschen Heringsfischerei: Obwohl er in liberaler Tradition Subventionen prinzipiell ablehnt, ist Möllemann im Interesse seiner Klienten durchaus bereit, auch mal über den eigenen Schatten zu springen und einen persönlichen Beitrag zur Unterstützung der Not leidenden deutschen Heringsfischerei zu leisten. Der Aufkauf einer Tonne Heringe konnte zudem von den Medien als beispielhafte Privatinitiative herausgestellt werden. Nach einwöchiger ungekühlter Lagerung in die Flure eines Wohnblocks gekippt, garantieren die Fische einen hohen Entmietungsfaktor auch in hartnäckigen Problemfällen. RÜDIGER KIND