Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„Arigato-san“ 15. 3. im Arsenal 1

Heute beginnt im fx.Center von Potsdam-Babelsberg das von der europäischen Vereinigung für Animationsfilme, Cartoon, veranstaltete Forum Cartoon Movie. Zum sechsten Mal präsentieren Produktionsfirmen und Trickkünstler ihre Ideen, Konzepte und Filme in unterschiedlichen Phasen der Fertigstellung und suchen nach Koproduzenten und Verleihern in anderen europäischen Ländern. Aber auch für die Presse bedeutet die Veranstaltung eine gute Gelegenheit, sich über jüngste Trends in Sachen Animation zu informieren. Nur das Publikum blieb bislang stets vor der Tür. Das hat sich in diesem Jahr auf Initiative des deutschen Partners von Cartoon Movie, der Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH, ein wenig geändert.So zeigt man am Wochenende im Filmkunst 66 und im Thalia (Babelsberg) vier europäische Zeichentrickfilme noch vor dem offiziellen deutschen Kinostart (sofern sie denn jemals einen haben sollten). Neben der dänischen Produktion „Der Junge, der ein Bär sein wollte“ (2002), einer Geschichte um einen Jungen, der bei Eisbären aufwächst und sich später in der menschlichen Gemeinschaft nicht zurechtfindet, und der spanischen Ökostory „The Living Forest“ (2001) sticht vor allem die französische Groteske „Das große Rennen von Belleville“ als Highlight heraus: Die Geschichte kreist um einen von zwielichtigen Gestalten gekidnappten Tour-de-France-Teilnehmer, der jedoch von seiner resoluten Großmutter und dem sagenhaften Showtrio „Die Drillinge von Belleville“ befreit werden kann. Regisseur Sylvain Chomet hat seinen Film Jacques Tati gewidmet – und auch ohne dass der große Komiker hier platt imitiert würde, lassen sich durchaus Parallelen erkennen: Dialoge sind ausschließlich Geräuschkulisse, die moderne Zivilisation wird mit ironischer Kritik bedacht, die Gags sind von langer Hand vorbereitet. Etwas schwerer als die komische Reise nach Belleville dürfte es „Corto Maltese“ (2002; Regie: Pascal Morelli) haben, in Deutschland ein Publikum zu finden. Die Agentengeschichte um den gleichnamigen Abenteurer, der sich während des Ersten Weltkriegs in Fernost durch allerlei lebensbedrohliche Intrigen laviert, beruht auf einem in den romanischen Ländern sehr populären Roman von Hugo Pratt, den hierzulande allerdings kaum jemand kennt. Stilistisch wirkt „Corto Maltese“ sehr kühl und – trotz der turbulenten Abenteuer – statisch, beinahe wie ein Bild für Bild abgefilmtes Comicbuch. Ein Film für Liebhaber von Kunst-Comics.

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„Das große Rennen von Belleville“, „The Living Forest“ (Om engl. UT) 13. 3. im Thalia Babelsberg, 14. 3. im Filmkunst 66; „Corto Maltese“ (Om engl. UT), „Der Junge, der ein Bär sein wollte“ (Om engl. UT) 13. 3. im Filmkunst 66, 14. 3. im Thalia Babelsberg

Der wohl bekannteste Film von Hiroshi Shimizu heißt „Arigato-san“ (Herr Dankeschön, 1936) und erzählt vom freundlichen Fahrer eines Überland-Busses und seinen verschiedenen Fahrgästen. Dabei entwickeln sich sowohl heitere als auch immer wieder dramatische Situationen, und man bekommt ein Gespür für das Leben der ländlichen Bevölkerung zu Zeiten einer schweren Wirtschaftskrise. Vor allem aber bietet das Thema Shimizu ausgiebig die Gelegenheit, seine geliebten Landstraßen zu filmen.LARS PENNING