juden, schwule … und jetzt freimaurer
: Hass auf die Moderne

Zwei Männer liefen in einem Istanbuler Freimaurerhaus Amok. „Nieder mit der israelischen Loge!“, riefen sie. Das zeigt: Auch Freimaurer sind seit jeher Objekt antisemitischen Wahns

Es ist völlig gleich, welches Verhältnis diese Istanbuler Freimaurerloge zu Israel hat: Faschisten aller Couleur, waren und sind es Nazis oder Islamisten vom Zuschnitt al-Qaidas, fantasierten für ihren antisemitischen Wahn immer diese Trias. Dass die Welt – sie meinen die westliche Welt – krank ist, weil in ihr nur noch Juden und Schwule und Freimaurer die Geschicke bestimmen.

In diesen drei Gruppen bündelt sich aller Horror, den religiöse Eiferer (welchem Führer- oder Familienprinzip sie auch immer huldigen) empfinden. Juden verkörpern die entfremdete Welt (die klassisch-christlich-bürgerliche Welt schloss sie aus, auch als angeblich finanzfahrendes Volk), Schwule die Ferne zur familial codierten Heterosexualität, Freimaurer den Abschied von clanhaft anmutenden Banden sowie religiöse Distanz.

Das sind zwar alles nur Phantasmen (und Wunschprojektionen) – aber sie wirken sich mörderisch aus. Wie am 11. September 2001, wie vor Monaten in Istanbul beim Anschlag auf eine Synagoge, jetzt beim Amoklauf in einem Freimaurerhaus. JAF