vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Jo Fabian war das Tanztheaterwunder der Nachwendezeit. In seinen choreografischen Theaterabenden sah man, wie sich aus der Sprachlosigkeit nach dem Scheitern der DDR (und des Sozialismus) die Coolness der Neuen Mitte schälte. Damals, im Theater unterm Dach in der Danziger Straße (als sie noch Dimitroffstraße hieß), hatte Fabian mit „Whiskey & Flags“ eine Form gefunden, die Tanz und Theater, Politik und Spiel, Avantgarde und Leichtigkeit kongenial miteinander zu verbinden verstand. Dies ist jetzt auch schon wieder zehn Jahre her, Zeit zu feiern also: „tenyearsafter“ heißt die Jubiläumsproduktion, die versucht, von den Produktionen von einst die Brücke ins Heute zu schlagen (ab Donnerstag im Hebbel-Theater). Zehn Jahre ist es auch schon wieder her, dass an der Volksbühne das Jugendtheater P 14 gegründet wurde, wo u. a. inzwischen so renommiertes dramatisches Fachpersonal wie Bruno Cathomas (demnächst Ostermeiers Woyzek) einmal angefangen hat. Am Freitag wird Geburtstag gefeiert (Roter Salon), zwei Tage vorher hat die jüngste P-14-Produktion, „Schwarzbrot Weiß“, Premiere, die von Jugend und ihrer Geborgenheitssuche im Medienmüll handelt (dritter Stock der Volksbühne). Zehn Jahre gibt es am 15. Mai auch das Puppentheater Die Schaubude an der Greifswalder Straße, das nicht nur deshalb vom 15. bis 22. Mai ein „Festival der Dinge“ veranstaltet. 25 Gruppen aus ganz Europa und den USA sind eingeladen, ihre Inszenierungen an der Schnittstelle von Performance, Tanz- und Puppentheater zu zeigen. Darunter auch eine Shakespeare-Inszenierung vom Theater des Lachens, das ab 19. Mai in den Sophiensaelen seine Version des „König Lear“ zeigt, der von einer fetten, kleinen Gummipuppe verkörpert wird.