die anderen über chaos in st. petersburg, reformen in deutschland, den euro in großbritannien und joschka fischers karrierepläne
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Zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland meint El País aus Madrid: Deutschland kommt nicht in Schwung. Die Häufung von schlechten Wirtschaftsdaten lässt Reformen dringender werden. Die Deutschen sind an den Wohlfahrtsstaat gewöhnt, sehen aber ein, dass nun die Stunde radikaler Reformen gekommen ist. Die Agenda 2010 erscheint als einziger Weg, die deutsche Wirtschaft aus dem Koma und den Bundeskanzler aus der Intensivstation zu bringen. Schröder hat klar gemacht, dass in anderen Ländern Regierungen abgewählt wurden, weil sie die notwendigen Änderungen verpasst haben – etwa in Portugal, Dänemark, Italien oder Frankreich.

Die Moskauer Zeitung Wedomosti erwartet zum 300-jährigen Stadtjubiläum Chaos in St. Petersburg: In St. Petersburg droht eine Naturkatastrophe – die Feier des 300-jährigen Stadtjubiläums. Viele Bürger denken an Flucht, um nicht tagelang von Sicherheitsleuten eingesperrt zu werden. Globalisierungsgegner und andere Unruhestifter gibt es in Russland nur wenige. Denen von außen kann man die Einreise verweigern. Doch das hält die Führung der Stadt und des Landes nicht davon ab, aus der Stadt zu ihrem Geburtstag ein gut gesichertes Gefängnis zu machen.

Der Standard kommentiert die Karrierepläne von Joschka Fischer: Bundeskanzler Gerhard Schröder weiß, er kann Fischer nicht halten, weil sich dieser das Ziel gesetzt hat, „Mister Europa“ zu werden. Es entspricht Fischers Sponti-Charakter, sich immer größere Herausforderungen zu suchen. Da das Kanzleramt in Deutschland einem Grünen versperrt ist und er die Partei ohnehin als heimlicher Chef lenkt, steuert Fischer die europäische Ebene an. Obwohl er sich früh aus der Deckung wagt, stehen seine Chancen nicht schlecht.

Die Financial Times schreibt zur Diskussion um den Beitritt Großbritanniens zum Euro: Das Haupthindernis für den Beitritt zum Euro – der überbewertete britische Wechselkurs – ist aus dem Weg geräumt. Das Pfund ist auf das tiefste Niveau seit der Wahl der Regierung Tony Blairs im Jahr 1997 gefallen. Doch obwohl wir wissen, dass der Wechselkurs bislang zu hoch war, ist nicht bekannt, was der korrekte Kurs für den Euro-Beitritt Großbritanniens wäre – es wird noch ein wenig dauern, um zu sehen, ob die Wirtschaft gut mit diesen neuen Werten leben kann. Aber wenn dies unter Beweis gestellt ist, gibt es keinen Grund mehr, eine erneute grundsätzliche Einschätzung der heimischen Wirtschaftsdaten für die Übernahme des Euros zu verzögern.