Schonender fischen in der Nordsee

Eine Million Tonnen Fisch wird jährlich von Kuttern wieder über Bord geworfen. Der WWF will das sinnlose Töten durch bessere Fangmethoden und neue EU-Regeln beenden

Durch neue und schonendere Fangmethoden in der Fischerei könne „das sinnlose Töten in der Nordsee deutlich eingedämmt werden“, erklärte am Freitag die Umweltstiftung WWF. Jüngste Forschungsergebnisse hätten gezeigt, dass der so genannte Beifang durch verbesserte Netze fast ganz vermieden werden könne. Nach Schätzung des WWF werden jährlich rund eine Million Tonnen vermarktungsfähige Fische wieder in die Nordsee geworfen, die bei der Jagd nach anderen Arten zufällig ins Netz gegangen waren. Die meisten Fische überleben diese Prozedur nicht.

So geht bei jeder Schellfisch-Jagd auch Kabeljau ins Netz. Nach den derzeitigen Fischereirichtlinien der EU aber dürfen Fischer immer nur eine bestimmte Art jagen und müssen die dabei gefangenen Exemplare anderer Arten wieder über Bord werfen. Dadurch werde genauso viel Kabeljau, der zu den bedrohten Fischen zählt, sinnlos getötet wie ordnungsgemäß gefangen werden darf. Diese „Discard“ genannte Praxis müsse gestoppt werden, fordert nun der WWF.

Unterstützung kommt vom Bremerhavener Fischwarenhersteller Deutsche See. Das Unternehmen hatte zu Jahresbeginn gemeinsam mit Fischern aus Cuxhaven ein Modellprojekt gestartet, bei dem die Fischer alle Fänge der deutschen See zur Verwertung übergeben. Nach einer komplizierten Umrechnungsmethode wird das Ergebnis von der Fangquote für die eigentlich gejagte Art abgezogen. Das Ergebnis sei „ein deutlich positiver Effekt für den Erhalt der Fischbestände“, bestätigte ein Firmensprecher.

In den laufenden Fischereiverhandlungen in der EU müsse deshalb eine Ausweitung des Modellversuches erreicht werden, fordern nun Fischereiunternehmen und Umweltstiftung gemeinsam. SVEN-MICHAEL VEIT