Beliebter Etikettenschwindel

Hygiene-Institut findet Pestizide auf „unbehandelten“ Zitronen. Greenpeace entdeckt pseudo-ökologisches Holz in Baumärkten. Warnung vor falschen Qualitätssiegeln

Angeblich „unbehandelte“ Zitronen mit Gift-Rückständen, zertifiziertes Holz, das nicht aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammt – einige Händler sind sich für keinen Trick zu schade. Das Institut für Hygiene und Umwelt und die Umweltorganisation Greenpeace haben wieder Fälle falscher oder dubioser Kennzeichnung von Waren entdeckt.

Wer das Aroma geriebener Zitronenschale fürs Backen braucht oder Mineralwasser mit Zitrone anbieten will, sucht nach unbehandelten Früchten. Wie Stichproben des Hygiene-Instituts ergaben, handelt er sich dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit Giftrückstände ein. Von 17 Proben Zitronen „ohne Konservierungsstoff“ oder „unbehandelt“ waren 12 gegen Schimmelpilze behandelt worden. Bei Früchten ohne Kennzeichnung enthielten drei von fünf Proben Konservierungsstoffe. Deren Anwendung müsse jedoch „laut Gesetz für die Verbraucher kenntlich gemacht werden“, schreibt das Hygiene-Institut.

Eine Gefahr habe nicht bestanden, da die zulässigen Höchstmengen an Gift nicht überschritten worden seien. Institutssprecherin Janne Klöpper: „Wer sicher gehen will, dass die Zitrusfrüchte auch nach der Ernte nicht mit Fungiziden behandelt wurden, kann auf Produkte aus kontrolliert biologischem Anbau zurückgreifen, da solche Proben bislang nicht zu beanstanden waren.“

Auch das von Greenpeace bemängelte Holz ist zum Teil falsch deklariert worden. Anfang Februar konnte die Organisation nachweisen, dass Fichtenholz aus russischer Urwaldzerstörung mit dem Herkunftssiegel des deutschen Holzabsatzfonds verkauft wurde. Die Baumärkte nahmen dieses Holz aus dem Sortiment. In einigen Toom-Filialen lag es allerdings auch noch bei einer zweiten Kontrolle. Die Firma will das inzwischen abgestellt haben. „Es darf keinen Toom-Markt mehr geben, wo das noch drin ist“, sagt Rewe-Sprecher Wolfram Schmuck.

In sechs Filialen der Kette Marktkauf entdeckte Greenpeace jetzt Bretter aus russischem Urwaldholz, die mit dem Siegel der Holzindustrie nach dem Paneuropäischen Forstzertifizierungssystem (PEFC) ausgezeichnet waren. Greenpeace und der WWF lehnen dieses Siegel als untauglich ab. Wer sich als Verbraucher nicht an der Vernichtung der Urwälder beteiligen wolle, könne nur auf das Siegel des Forest Stewardship Council (FSC) zurückgreifen, warnt Greenpeace. Gernot Knödler