Es wäre so schön gewesen

Das typische Rathaus-Geschäft dieser Woche: SenatorInnen-Namen tauchen auf und verschwinden wieder. Allerneuestes Beispiel: Es wird doch nicht wieder eine Springer-Journalistin Kultursenatorin

von PETER AHRENS

Senatssprecher Christian Schnee war gestern schon ein bisschen genervt. Die tägliche Kaffeesatzleserei Hamburger Medien in Sachen SenatorInnensuche und das ebenso tägliche Dementieren von Namen geht mittlerweile in die zweite Woche, und Schnee muss wie das tägliche Murmeltier den Satz sagen, dass erst am Montag der kommenden Woche der neue Senat offiziell vorgestellt werde. Gestern hatte er in dieser Hinsicht wieder einiges zu tun. Denn bis 17.44 Uhr waren sich die Medien einig, dass Bürgermeister Ole von Beust (CDU) die Frau gefunden hatte, die er braucht.

Demnach sollte nach der Bild-Journalistin Dana Horáková (siehe Kasten) auch die neue Kultursenatorin aus dem Verlagshaus Axel Springer kommen, Feuilletonredakteurin des Hamburger Abendblattes sein und Armgard Seegers-Karasek heißen. Das wollte der NDR-Hörfunk, der über seinen Redakteur Friedhelm Mönter gemeinhin über beste Kontakte in die Kulturszene verfügt, aus sicherer Quelle erfahren haben. Am Abend dementierte Abendblatt-Chefredakteur Menso Heyl allerdings: Seegers-Karasek habe ihm versichert, ihr liege kein solches Angebot vor, und sie bleibe Redakteurin der Zeitung. Ein typischer Fall dafür, wie es in dieser Woche rund ums Rathaus abläuft.

Im NDR waren zuvor schon ausführliche Einschätzungen über Seegers-Karasek, die von 1987 bis 1991 als Pressesprecherin des damaligen Zweiten Bürgermeisters und Kultursenators Ingo von Münch (FDP) Rathauserfahrung gesammelt hatte, erfolgt. Sie verfüge über beste Kenntnisse der Hamburgischen und bundesweiten Kulturszene, wurde die 50-Jährige gelobt und über die BewerberInnen, die sie vermeintlich aus dem Feld geschlagen habe, räsoniert. So sei der an sich favorisierte frühere CDU-Kultursenator Berlins, Christoph Stölzl, nun aus dem Rennen, weil von Beust unbedingt die schlechte Frauenquote im Senat leicht verbessern wolle.

Seegers-Karasek, mit dem langjährigen Spiegel-Redakteur und jetzigen Herausgeber des Berliner Tagesspiegels, Hellmuth Karasek, verheiratet, war persönlich nicht zu erreichen, und so setzte das ein, was in solchen Fällen passiert. Die Nachrichtenagentur dpa bringt die Meldung des NDR in die Welt, und in allen Redaktionen setzt daraufhin die hektische Suche nach Informationen über die angebliche Kandidatin ein. Interviews zwischen Seegers-Karasek und Horáková – die Kultursenatorin war noch im Januar im Abendblatt von der Redakteurin interviewt und dabei nach ihren Zukunftsplänen befragt worden – werden auf Zwischentöne abgeklopft, Artikel von Seegers-Karasek, in denen sie das private Engagement von Mäzenen für die Hamburger Kultur lobt, als Indiz für die kommende Kulturpolitik bewertet.

Aber alles nur bis 17.44 Uhr. Als CDU-Landeschef Dirk Fischer dann im NDR „versichert“, Seegers-Karasek werde auf keinen Fall Senatorin, wird wieder ein Name abgehakt.

Man sollte das alles vielleicht nicht weiter mitmachen.