BVG-Vorstände sind Spitze

Im Vergleich mit den Verkehrsbetrieben anderer Großstädte verdienen sie am meisten – zehnmal so viel wie ein normaler Bus- oder Tramfahrer. Der liegt selbst im reichen München viel näher beim Chef

VON STEFAN ALBERTI

Die Chefs der landeseigenen Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind im Vergleich mit den kommunalen Verkehrsbetrieben der deutschen Millionenstädte die bestbezahlten Manager. Das hat eine taz-Umfrage ergeben. Mit durchschnittlich 27.400 Euro monatlich lagen die BVG-Vorstände 2002 deutlich vor ihren Kollegen in Köln, Hamburg und München (siehe Tabelle). In keiner dieser Städte gibt es zudem ähnlich große Einkommensunterschiede zwischen Firmenspitze und normalem Mitarbeiter wie in Berlin. Ein BVG-Vorständler verdient rund zehnmal mehr als ein durchschnittlicher Bus- oder Tramfahrer. In München ist die Kluft nur halb so groß.

Die BVG selbst hat dem Vernehmen nach die Personalberatung Kienbaum beauftragt, einen vergleichenden Blick auf ihre Spitzengehälter zu werfen. Diese Prüfung habe nicht etwa der Senat veranlasst, sagte der Sprecher von Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD), Matthias Kolbeck. Sarrazin erwarte vielmehr kurzfristig eine Stellungnahme der BVG zur jüngsten Kritik des Rechnungshofes. „Dabei muss die BVG auch zu dem Vorwurf Stellung nehmen, dass auf der Führungsebene unangemessen viel bezahlt wird“, sagt Kolbeck. Der Verband deutscher Verkehrsbetriebe weist zwar darauf hin, dass Vorstandsgehälter sich durchaus auch an der Mitarbeiterzahl orientieren. Die BVG liegt dabei mit 12.800 Beschäftigten deutlich vor der Hamburger Hochbahn AG (4.300), den Kölner Verkehrsbetrieben AG (3.300) und der Münchner Verkehrsgesellschaft mbH (3.300). Die Zahl der Mitarbeiter ist aber weder zwingende noch einzige Grundlage für die Gehaltshöhe.

Bei der BVG stehen für drei Vorständler zusammen rund 1,1 Millionen Euro im Beteiligungsbericht des Landes für 2002. Bei der Pro-Kopf-Aufteilung muss laut BVG nicht durch 3 sondern durch 3,25 geteilt werden. Dahinter steht eine Übergangsregelung mit dem Antritt des neuen Chefs Andreas Graf von Arnim.

Bei der Kölner KVB kamen vier Vorständler ebenfalls auf 1,1 Millionen. In Hamburg verdienten wiederum vier Chefs zusammen 817.000 Euro. Aus München gibt es keine Angaben zu den Chefgehältern der MVG, wohl aber der Mutterfirma Stadtwerke: 710.000 Euro für vier Chefs.

Ebenso deutlich gehen Bezüge derjenigen auseinander, die tatsächlich die Busse und Bahnen steuern. Ein verheirateter 40-jähriger Tramfahrer mit zwei Kindern verdient in München 3.480 Euro brutto. Sein Hamburger Kollege geht monatlich mit 2.200 Euro brutto nach Hause, der Kölner KVB-Fahrer mit 2.635 Euro. Während diese drei Unternehmen im Laufe des gestrigen Tages diese Zahlen lieferten, machte die BVG dazu bis Redaktionsschluss keine Angabe. Vergleichsgrundlage ist daher eine Zahl der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Sie beziffert den durchschnittlichen Tramfahrerverdienst bei der BVG mit rund 2.700 Euro inklusive Zuschläge.

Vergleicht man Firmenspitze und Mitarbeiter, schneidet gerade München am sozialsten ab. Hier ist der Tramfahrer finanziell am nächsten am Chef, der etwa viermal mehr verdient als er. In Köln und Hamburg bekommen die Chefs acht- bis neunmal so viel – in Berlin das Zehnfache.