Aus dem Off rufe ich: Cut!

betr.: „Ein amerikanischer Alptraum“ (Die zweite Staffel der USA-Fernsehserie „24“) von Kolja Mensing, taz (Kultur) vom 8. 3. 04

Die taz in ihrer sehr spätpubertierenden Phase pflegt nun grundsätzlich ein Anti-Aging-Program auf ihren Kultur- und Literaturseiten. Die Altersstruktur der Leserschaft ist bekannt. Es ist nur wieder, immer wieder, irritierend, mit diesem ganzen nicht mal mehr mittelmäßigen Brei lesend konfrontiert zu werden.

Herr Mensing schreibt in diesem konkreten Fall von „einer der besten amerikanischen Fernsehserien der vergangenen Jahre“. Ich weiß nicht, was Herr Mensing während seines langjährigen Aufenthaltes in Nordamerika geschaut hat, aber ich versteh schon. Es geht um das deutsche Wohnzimmer und welche Fernsehserien den alten Europäern dankenswerterweise vor die Augen gestellt werden. Ein Tagtraum ungebrochen, des Einzelkindes liebster Freund: Tee-Pfau.

Herr Mensing gebraucht in seiner Bleiwüste zu diesem Film, dazu noch einem Serial, den Terminus „Echtzeit“. Aus dem Off rufe ich: Cut! Und die Häme wider die Zuschauer, obwohl es doch eine der besten amerikanischen Fernsehserien …, verwundert auch: „all die guten, deutschen (…) werden sich dafür hassen“, denn der Autor ist schon ganz woanders, bei den Feinden Amerikas (er meint die USA): „Sie leben gleich nebenan. Und vielleicht hat der eine oder andere von ihnen längst schon die Seiten gewechselt, ohne es selbst zu wissen.“

Sieht so aus, liest sich so. Die Frage der Woche an die MitarbeiterInnen: „Was war der Anlass der Gründung der taz?“ […] Im Radio, WDR5, erwähnte an einem der letzten Tage jemand „die linksalternative tageszeitung“. Ich stutzte erst, dann brach ich in schallendes Gelächter aus. VOLKER FRICK, Münster