Cebit ohne Glanz und ohne Depression

Nächste Woche startet weltgrößte Computermesse. Weniger Aussteller, aber Branche kündigt neues Wachstum an

HANNOVER taz ■ Zwar haben sich zur Cebit 2004 zum dritten Mal in Folge weniger Aussteller als in den Jahren zuvor angemeldet, dennoch ist die Informations- und Telekommunikationsbranche halbwegs optimistisch. Die Hersteller und Dienstleister aus der Computer- und Handybranche sehen sich wieder auf dem Wachstumspfad, sind aber weit von den Zuwachsraten der 1990er-Jahre entfernt.

So haben sich die Ausstellerzahlen bei der weltgrößten Computermesse, die kommenden Donnerstag für sieben Tage in Hannover ihre Tore öffnet, auf niedrigem Niveau normalisiert. Der Deutschen Messe liegen mit 6.411 Ausstellern 191 Anmeldungen weniger vor als 2003, und insgesamt hat die Cebit somit seit ihrem Höhepunkt im Jahr 2001 immerhin rund 1.700 Aussteller verloren. Der Verlust an ausstellenden Firmen fiel aber weit geringer aus als noch im vergangenen Jahr und betraf lediglich deutsche Firmen: Die Zahl der deutschen Aussteller sank um 307 auf 3.419 ab, die der ausländischen nahm um 116 zu. Nach Angaben von Messe-Vorstand Ernst Raue kehrten vor allem deutsche Mittelständler der Messe den Rücken, denn dort würde derzeit gespart. Zudem sei die deutsche Situation auch durch eine Vielzahl von Übernahmen und Fusionen gekennzeichnet. Mit anderen Worten: Manchen deutschen Aussteller des Vorjahres gibt es mittlerweile nicht mehr.

Der im Ausland wieder gewachsene Drang, die Cebit zu besuchen, geht auf hohe Wachstumserwartungen vor allem in Südostasien zurück. Doch auch die deutsche IT-Branche gehe optimistisch in die Cebit, sagte gestern Willi Berchtold, Präsident des Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und Neue Medien (Bitkom). Der Auftragseingang sei im letzten Quartal 2003 und im Januar und Februar dieses Jahres sehr gut gewesen. Insgesamt sei die Trendwende in Deutschland aber später eingetreten. So rechnet Bitkom für das laufende Jahr mit einem weltweiten Wachstum des IT-Marktes von 4,3 Prozent, in Europa von 3,4 Prozent und in Deutschland von gut 2 Prozent.

Zweistellige Wachstumsraten der IT-Märkte, wie sie in den 1990er-Jahren oft die Regel waren, prognostiziert der Branchenverband allerdings erst ab 2006 für einzelne ostasiatische und lateinamerikanische Staaten. In manchen Bereichen, so bei Kamera-Handys, Digitalfotografie, Notebooks oder IT-Sicherheit, hofft Berchtold auf Wachstumsraten wie in den 1990ern. Insgesamt sei die IT-Branche jedoch durch die Konsolidierung der letzten Jahre gereift. Mittelfristig wolle man etwa doppelt so schnell wachsen wie die Wirtschaft insgesamt.

Geändert hat sich durch die Krise und durch unterschiedliche Wachstumsraten in einzelnen Segmenten auch die Struktur des IT-Marktes. Auf Software und IT-Dienstleistungen wird nach Angaben Berchtolds dieses Jahr erstmals mehr als drei Viertel der Nachfrage im IT-Bereich entfallen. Bei Computern und Druckern dagegen, bei denen in den letzten Jahren die Preise und Nachfrage kräftig nachgaben, sei „das Wachstum eine zarte Pflanze“. JÜRGEN VOGES