In Putins Namen II

Igor Setschin, der 43-jährige Kanzleichef Putins im Kreml, tritt nirgends persönlich in Erscheinung. Doch sein Name erscheint in der Presse überall dort, wo abgerechnet wird. Hauptgegner ist der Clan der Jelzin-Familie.Die Zeitung Moskowskije Nowosti berichtet, der Regierungschef Michail Kasjanow sei gestürzt, da er die Wünsche der Familie Setschin und ihrer Verbündeten bei der Privatisierungswelle nicht berücksichtigen wollte. Auch Setschin ist seinem Herrn selbstlos ergeben, mit dem er seit 1990 eng zusammenarbeitet. Als Putin stellvertretender Bürgermeister in Petersburg war, ernannte er Setschin zum Büroleiter. Wo immer Putin seither arbeitete, Setschin war dabei. Als Silowik favorisiert er einen autoritären Entwicklungsweg für Russland.

Sergei Iwanow wird als der Favorit Putins für die Thronfolge gehandelt. Nach zwanzig Jahren verließ er den KGB, um 2001 Russlands erster „ziviler“ Verteidigungsminister zu werden. Als der Präsident nach dem 11. September demonstrativ dem Westen beitrat, war es Iwanow, der wagte, ihm zu widersprechen. Die Stationierung amerikanischer Einheiten in Zentralasien lehnte er zunächst ab. Iwanow ist ein Großmachtideologe der alten Schule. Wenn es ihm geraten scheint, ordnet er eine Mobilmachung der Truppen an der Grenze zu Georgien an, spielt mit dem Gedanken eines nuklearen Erstschlags oder sinniert über den Einsatz von Gewalt in souveränen Staaten. Der harschen Rhetorik steht mangelnder Erfolg als Verteidigungsminister gegenüber. Putin gilt als sein einziger Freund.

Dmitri Medwedjew, der promovierte Jurist, trat im Herbst die Nachfolge Alexander Woloschins als Stabschef im Kreml an. Dem 38-Jährigen wird nachgesagt, zwischen den wirtschaftsliberalen Kräften der alten Jelzin Riege und der Geheimdienstfraktion eine vermittelnde Rolle eingenommen zu haben. Der unscheinbare Technokrat soll dem Westen suggerieren: In der Umgebung des Präsidenten herrscht ein austariertes Gleichgewicht der Kräfte. Medwedjew ist kein Geheimdienstkader, dementsprechend gering ist sein Einfluss. Mit dem Präsidenten verbindet ihn seit 1991 eine engere Arbeitsbeziehung, 1999 ging er nach Moskau. Medwedjew ist Verfechter marktwirtschaftlicher Reformen. KHD