Kostprobe aus Kalk

Eine Bürgerfunkgruppe bereitet im Bürgerhaus Köln-Kalk ihre erste Sendung vor. Am Montag ist sie zu hören

KÖLN taz ■ Heinz-Bernd Hövelmann hat alle Hände voll zu tun: Seit fast einem Jahr koordiniert der Rundfunksprecher und Musiker das Lokalfunkprojekt „Earcatcher“ im Bürgerhaus Kalk. Für die bunte Truppe aus Studenten, Schülern, Arbeitnehmern und Selbstständigen vieler Nationalitäten geht es nun in die heiße Phase: Im Sommer will die Gruppe mit einem Lokalprogramm auf Sendung gehen.

„Radiogruppen aufzuziehen ist schwierig, weil die Leute viel Zeit und bestimmte Qualifikationen mitbringen müssen“, sagt Hövelmann. Erster Schritt seines Konzepts war deshalb die Beschränkung auf Produktion und Planung. Die journalistischen Fähigkeiten jenseits des Sprechtrainings müssen anderweitig erworben werden. „Wir machen die Redaktionsarbeit, den technischen Teil die Radiowerkstatt FloK in Ehrenfeld“, erklärt er. Dort können die Mitarbeiter von „Earcatcher“ Fortbildungen besuchen. In Kalk werden die Sendungen an einem digitalen Schnittplatz im Haus vorproduziert, danach werden sie beim FloK abgegeben und dort ins Programm integriert.

Die Themenwahl ist völlig frei. Die Redaktionsmitglieder haben sich für eine lokale Schwerpunktsetzung entschieden. „Kalk ist ein Stadtteil, der sehr lebendig, aber natürlich auch unglaublich problematisch ist“, erläutert Hövelmann. Seit Schließung der Chemischen Fabrik Kalk und der Hagen-Batteriefabrik prägen die Bauarbeiten auf dem Abrissgelände und vor allem die Arbeitslosigkeit den Stadtteil – genug Stoff für die Radiomacher. „Sie brauchen nur vor die Tür zu gehen, dann sehen Sie, was hier los ist“, so Hövelmann.

Mit dem Neustart soll auch der Name „Earcatcher“ verschwinden. Momentan sucht die Gruppe nach einem neuen Namen, unter dem sie bald einen festen Sendeplatz einnehmen will – vorerst eine Stunde im Monat. Das regelmäßige Programm soll Magazinformat haben, mit Lokalmeldungen, Kurzumfragen, Berichten und Reportagen. Aber auch Glossen, Rezensionen, Hörspiele und Musikbeiträge sowie eine Servicerubrik sind in Planung. So ergibt sich ein Potpourri von der Computer- und Wellnessberatung bis zu Berichten über kulturelle Initiativen im Bürgerhaus Kalk, aber auch Beiträge zu „Straßennamen in Köln“, „Erste Hilfe für Haustiere“ oder „Rucksacktouristen“. Die erste reguläre Sendung im neuen Format läuft am 23. Juni. Am 15. März gibt‘s eine Kostprobe: Um 20.04 Uhr wird auf Radio Köln (107,1) eine einstündige Sendung über Webradios ausgestrahlt.

Raphaela Häuser

„Earcatcher“ trifft sich jeden ersten Donnerstag im Monat ab 18.30 Uhr im Bürgerhaus in der Kalk-Mülheimer- Str. 58. Die taz stellt die Kölner Radiowerkstätten in loser Folge vor.