Neues von der SPD
: Kiel, nah am Wasser

Langsam aber sicher geht es los mit dem Wahlkampf in Schleswig-Holstein. Dafür ist die gestrige Veranstaltung der SPD, bei der „mutige Visionen für Schleswig-Holstein“ vorgestellt werden sollten, ein deutliches Beispiel.

Es fing schon mit einem Selbstgänger an. „Die Zukunft des Landes liegt im Norden und an den Meeren“, verkündete der SPD-Landesvorsitzende Claus Möller. Möller hat das aus den Medien, die „neuerdings alle das Thema Meer entdecken“. Und wo es schon in der Zeitung steht, will die SPD natürlich ihren Teil dazu beitragen. Deshalb hat sie das Konzept „Meer-Kompetenz für Schleswig-Holstein“ entwickelt, mit dem die Sozialdemokraten so richtig punkten wollen.

Grundlage ist die Erkenntnis der Nord-SPD, dass „nicht etwa der Weltraum entscheidend für das Schicksal der Erde ist, sondern die Meere“. Problem dabei ist, dass in Deutschland kaum einer erkannt hat, dass der Weltraum noch immer völlig überschätzt wird. Aber zum Glück gibt es ja die SPD, die dem Problem auf den Grund gegangen ist. Das Ergebnis: Es gibt kein maritimes Bewusstsein in Deutschland – weil „Bonn und Berlin so weit vom Meer entfernt sind“, wie es in dem Konzept heißt.

Die SPD in Schleswig-Holstein hat es da besser: Von der Parteizentrale sind es nur 500 Meter bis zur Förde. Das schärft offensichtlich den Blick. Denn die Sozialdemokraten haben „entdeckt, wo wir stark sind“: bei der maritimen Forschung, der „blauen Biotechnologie“ und – festhalten jetzt – bei den Werften. Außerdem hat die SPD festgestellt, dass „Wasser vor der Haustür gut für Touristen“ ist. Ach, und die Kieler Woche übrigens auch.

Die SPD aber wäre nicht sie selbst, wenn dieser scharfsinnigen Analyse nicht ein Wermutstropfen folgen würde: Die Schwächen des nördlichsten Bundeslandes. Junge Unternehmen haben es schwer, es gibt kaum Kooperationen zwischen Werften und Zulieferern und der Tourismus ist „zu traditionell“.

Alles nicht so schlimm, denn die SPD weiß einen Ausweg. Die Aquakultur, also beispielsweise die Züchtung von essbaren Seegurken, soll gefördert werden. Der Umwelt sollen Offshore-Windanlagen gut tun, die zur „Regeneration von Fischpopulationen und Hummerzucht“ beitragen sollen. Außerdem soll der Schiffsverkehr ausgebaut werden. Und ein Highlight gibt es auch: Ein Science-Center für maritime Themen, das laut SPD-Konzept „das Blaue Band wie einen roten Faden symbolisiert“.

Ein feines Konzept hat sich die SPD da ausgedacht. Es gibt nur ein klitzekleines Problem: Wirklich neu ist das alles nicht. Denn schon im Januar hat Ministerpräsidentin Heide Simonis ihre Initiative „Zukunft Meer“ vorgestellt, mit der sie ganz ähnliche Ziele verfolgt. Von „mutigen Visionen“ also keine Spur. Dafür lässt der Wahlkampf schön grüßen.

Timm Schröder