Ex-Häftling erzählt von Folter in Guantánamo

Nach Angaben eines Briten werden die Gefangenen der USA geschlagen, gedemütigt und wie Tiere behandelt

LONDON dpa ■ Einer der freigelassenen Guantánamo-Häftlinge hat den USA vorgeworfen, die Gefangenen in dem Lager zu foltern. „Sie haben alles versucht, um mich zu brechen“, sagte der 37-jährige Jamal al-Harith alias Jamal Udeen der britischen Zeitung Daily Mirror. Nach zwei Jahren in Guantánamo war der zum Islam übergetretene Web-Designer am Dienstag mit vier weiteren Briten freigelassen worden.

Zurück in England berichtet er nun von schweren Misshandlungen. Wächter in Kampfanzügen hätten Häftlinge schon bei den geringsten Verstößen zusammengeschlagen, sagt al-Harith. Er selbst sei mit Fäusten und Schlagstöcken blau geschlagen worden, als er eine Impfung verweigert habe. Um die streng religiösen muslimischen Gefangenen zu demütigen, hätten die Wächter Prostituierte ins Lager gebracht. „In Guantánamo geht es darum, dich psychologisch klein zu kriegen“, sagte er. Er sei 40-mal jeweils bis zu zwölf Stunden lang von amerikanischen und britischen Agenten verhört worden. „Die Schläge waren bei weitem nicht so schlimm wie die psychologische Folter.“ Man habe ihm gedroht, ihn und seine Familie zu töten. Um ihn einzuschüchtern, hätten sie so getan, als würde im Nebenraum jemand zusammengeschlagen.

Die Häftlinge hausen nach seiner Darstellung in Käfigen und sind dort Wind und Wetter ebenso ausgesetzt wie Ratten, Schlangen und Skorpionen. Vor den Augen der Wächter und der anderen Gefangenen müssten sie einen Eimer als Toilette benutzen: „Daran habe ich mich nie gewöhnt.“ Das Wasser sei schmutzig, „das Essen schrecklich und teilweise seit zehn Jahren abgelaufen“. Bis zu 15 Stunden lang hätten Häftlinge Hand- und Fußschellen anbehalten müssen.