Aufstiegsträume am Millerntor

Nach einem glücklichem 3 : 2-Last-Minute-Sieg gegen die TuS Koblenz rückt der FC St. Pauli bedrohlich nah an die Plätze heran, die zum Aufstieg in die Fußball-Bundesliga berechtigen

VON MARCO CARINI

Holger Stanislawski mag das Wort „Aufstieg“ noch immer nicht in den Mund nehmen. „Wir haben jetzt 13 Punkte Abstand zur Abstiegszone“, resümierte der Trainer des FC St. Pauli nach dem Sieg gegen die TuS Koblenz mit gewohntem Understatement das Tabellenbild. Doch es lässt sich nicht länger übersehen: Während der Club vom Millerntor nach unten viel Luft hat, trennt ihn nur noch ein Pünktchen vom dritten Tabellenplatz, der am Saisonende zu zwei Relagationsspielen um den Einzug ins Fußball-Oberhaus berechtigt.

Torwart Mathias Hain ist da schon offensiver als sein Trainer. Der Keeper, dessen Freistoß in der Nachspielzeit zum 3 : 2-Siegtreffer führte, weiß, „dass man als Fußballer immer gegen den Abstieg oder um den Aufstieg spielt“. Und weil dem so ist, würde er es jedem Mitspieler „übel nehmen, der jetzt nicht aufsteigen will“. Seine Kollegen hängen die Latte tiefer: Man wolle sich „in der Verfolgergruppe festsetzen“, ist von ihnen zu hören.

Es darf geträumt werden am Millerntor. Unverhofft ist der FC St. Pauli, der einen gesicherten Mittelfeldplatz anstrebte, auf Tuchfühlung mit der Tabellenspitze geraten. Dabei war das Spiel gegen Koblenz kaum dazu geeignet, Aufstiegshoffnungen zu nähren. Nach einem Blitzstart, der dem Team nach zwölf Sekunden die erste Großchance und nach elf Minuten das 1 : 0 durch einen strammen und platzierten Ludwig-Schuss bescherte, war das Spiel der Hamburger „wie abgeschnitten“ (Stanislawski).

Folgerichtig egalisierten die Kellerkinder aus Koblenz erst durch Vata (41. Minute) die Führung, um nach 71 Minuten durch einen umstrittenen, von Mavrić verwandelten Foulelfmeter selber in Führung zu gehen. Da bei den Kiez-Kickern auch in der Folge spielerisch nichts zusammenlief, schien die erste Heimniederlage der Saison ausgemacht. Doch die Taktik, statt zu kombinieren einfach hohe Bälle in den Strafraum zu dreschen, ging auf. Erst erzielte der eingewechselte Sako mit einem sehenswerten Drehschuss in der 84. Minute den Ausgleich, dann gelang es Eger in der Nachspielzeit, den vom Koblenzer Torwart abgeprallten Ball aus zwei Meter in die Tormaschen zu prügeln. Ein „mehr als glücklicher Sieg“, wie auch Coach Stanislawski einräumte.

Nun heißt es, im letzten Hinrundenspiel beim Tabellenschlusslicht FSV Frankfurt noch einmal zu gewinnen und geleichzeitig die auslaufenden Verträge mit Leistungsträgern wie Trojan und Ludwig zu verlängern. Gelingt das, darf unterm Christbaum weiter vom Aufstieg geträumt werden.