Fünf Tage im Regen

Im zweiten großen ARD-Beitrag zum 17. Juni 1953 gibt es keinen nostalgischen Sonnenschein. „Zwei Tage Hoffnung“ ist ein düsterer, kleinteiliger TV-Film – und etwas zu prätentiös geraten (20.15 Uhr)

von MARINA CAVALCANTI

Strahlender Sonnenschein, Biergarten, Schwofen – so wie der 17. Juni sich als westdeutscher Feiertag präsentierte, mutete er im ersten Historienfilm „Tage des Sturms“ vergangene Woche an. Auch im dritten Film zum 17. Juni 1953, in „Der Aufstand“ (ZDF, 3. 6., 20.15 Uhr), treffen sich die Bauarbeiter von der Stalinallee zu einer zünftigen Dampferfahrt bei herrlichem Sommerwetter und auch am historischen Datum hat sich an der klimatischen Wetterlage kaum etwas geändert.

Bisweilen fängt die Deutungshoheit über den Ostberliner Arbeiteraufstand schon beim Wetter an. Denn anders als es der Titel vermuten lässt, kommen die „Zwei Tage Hoffnung“, mit der uns SWR und WDR das historische Ereignis nahe bringen wollen, überwiegend düster daher. Bei Regisseur Peter Keglevic liegt so etwas wie November-Stimmung über dem 17. Juni, was nicht nur daran liegt, dass am liebsten in geschlossenen, diffus ausgeleuchteten Räumen gedreht wurde.

Übersichtliche Story

Dabei ist die Geschichte, die uns Drehbuchautor Holger Carsten Schmidt erzählen will, recht übersichtlich und klar strukturiert. Wir schauen in das Innenleben einer Berliner Familie, die infolge des Zweiten Weltkrieges unterschiedliche Wege gegangen ist. Anders als der Rest seiner Angehörigen hat es Helmut Kaminski in den Westteil verschlagen, wo er als freier Mitarbeiter beim Westsender Rias arbeitet. Das wiederum kommt bei seinem Vater Otto, der als Brigadeleiter auf der Baustelle an der Stalinallee arbeitet, ebenso schlecht an wie bei seinem Bruder Wolfgang. Der hat es bis in die SED-Bezirksleitung gebracht und empfindet Verachtung für einen, der sich dem „faschistischen Klassenfeind“ verschrieben hat.

Hinzu kommt, dass die beiden Brüder irgendwie um die fesche Krankenschwester Angelika buhlen, mit der Wolfgang offiziell liiert ist. Zwar muss diese Dreiecksgeschichte vor politisch-historischem Anspruch zurückstehen, die persönlich-privaten Konflikte gewinnen aber durch die große Politik und die Auseinandersetzungen auf der Straße durchaus an Dynamik. Doch insgesamt bleibt der Film, für den sich das Erfolgs-Duo von „Tanz mit dem Teufel“ (Nico Hofmann als Produzent, Peter Keglevic als Regisseur) erneut zusammenfand, weit hinter den Erwartungen zurück.

Ohne Spannnung

Die mit Elementen eines Thrillers angelegte Story kann sich nicht entscheiden, ob sie einen wichtigen Moment des Kalten Krieges aus persönlicher Perspektive rekonstruieren, eine Familiensaga oder einen Krimi erzählen will. Das Ergebnis ist ein TV-Film, bei dem sich die rechte Spannung sowenig einstellen will wie Gefühliges, dazu wirken diese „Zwei Tage Hoffnung“ zu düster und artifiziell und sind obendrein mit erstaunlich Überflüssigem gefüllt: Rias-Sprecher bei der Arbeit, Sekretärinnen kopieren auf Geheiß des Chefs und Stasi-Leute verwüsten klischeegerecht eine Wohnung.

Unterm Strich ist das Ansehen gleichwohl mit Blick auf die Crew vor der Kamera weitgehend schmerzfrei, auch wenn die „Tage des Sturms“ den stärkeren Eindruck hinterließen, weil sie bei gleichwertigem Ensemble nicht so entsetzlich prätentiös daherkamen.