Gewerkschaften besser als ihr Ruf

betr.: „Sommer im Schlussverkauf“, „Es geht um Kündigungsschutz“, „rat & tat“, taz vom 8. 5. 03

Die Gewerkschaften zählen heute zu den wenigen echten Oppositionellen dieser Gesellschaft. Diese Gesellschaft hat, genau wie Frau Dribbusch, unreflektiert die Positionen der Leute übernommen, die in der Springer-Presse die Meinung bilden. Dafür muss ich nicht taz lesen, um deren Positionen zu sehen.

Der Gipfel ist allerdings das „Interview“ mit einem Hans-Peter Müller (wer ist das?). Dieser schwadroniert über die Gewerkschaften, angeregt durch die einfältigen Fragen eines Ulrich Schulte, in einer Weise, wie sie schlicht unerträglich ist und keinerlei Ahnung von der Materie erwarten lässt. In dem Interview steht inhaltlich nichts Belegtes. Und den Wunsch von Herrn Müller an die Gewerkschaften, die Interessen der abhängig Beschäftigten und Arbeitslosen fahren zu lassen und wie die SPD diese für die Steuerflüchtlinge auf der Kapitalseite auszunehmen, stellt ihn als das bloß, was er ist. […] BERND PESCHKA

Wer jetzt den Gewerkschaften, insbesondere Ver.di und IG Metall, vorwirft, sie würden nur für ihre Mitglieder kämpfen und hätten ohnehin Image- und Machtprobleme, der macht es sich zu einfach. Gerade jetzt kämpfen die Gewerkschaften auch für die Arbeitslosen, indem sie deren völlige Ausgrenzung aus der Gesellschaft verhindern wollen. Auch fordern die Gewerkschaften nicht nur die paritätische Finanzierung der Sozialversicherung. Vielmehr hat gerade Ver.di wiederholt Vorschläge zur Effektivierung des Gesundheitssystems gemacht.

Zum Problem von Lohnzurückhaltung und fehlender Nachfrage äußert sich sogar der Arbeitgeberverband im privaten Versicherungsgewerbe. Die Inlandsnachfrage muss steigen, damit wieder Arbeitsplätze entstehen. Die bescheidenen Lohnerhöhungen der letzten zehn Jahre haben die Inlandsnachfrage beschnitten, während die Exporte blühen. […] JÜRGEN WESSLING, Hannover