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: Willst du Handy?

Der Großkonzern Siemens führt an seinen NRW-Standorten Bocholt und Kamp-Lintfort einen Test durch. Die Beschäftigten in der Mobiltelefon-Produktion müssen ihn bestehen, der Betriebsrat und die kritische Öffentlichkeit auch. Wie weit kann eine Unternehmensleitung gehen, um Mitarbeiter zur Lohnzurückhaltung zu bringen? Ein führendes deutsches Industrieunternehmen macht auf billig – und stellt den abhängig Beschäftigen ein Ultimatum, entwirft ein Drohszenario. Motto: Willst Du Handy? Willst Du deinen Job, oder sollen wir abhauen? Selten hat ein Unternehmen so unverhohlen mit der Abwanderung in Billiglohnländer kokettiert, um kurzfristig Arbeitskosten und Sozialleistungen einzusparen.

KOMMENTAR VONMARTIN TEIGELER

Siemens-Chef von Pierer – für fünf Minuten sogar mal als Präsidentschaftskandidat der bürgerlichen Opposition im Gespräch – profiliert sich seit Monaten als Mahner gegen das Hochlohnland Deutschland, gegen die jüngste Tarifeinigung. Es sieht so aus, dass an zwei traditionsreichen Siemens-Standorten in NRW jetzt ausprobiert werden soll, was die Siemens-Führung im ganzen Konzern anstrebt: Anpassung an den globalisierten Handymarkt, Lohneinbußen für Facharbeiter und Angestellte. Der Konflikt, der sich jetzt zwischen Gewerkschaft und Unternehmensführung andeutet, das Ergebnis des Feldversuchs wird Folgen haben für die gesamte Metall- und Elektroindustrie – nicht „nur“ für 2.000 Frauen und Männer in Bocholt und Kamp-Lintfort.