Spaß macht keine Freude

Hallo Revolution! Ja, wo ist sie denn? Die Berliner Band „Die Türen“ wirft sich in Neue-Deutsche-Welle-Pose

Gespräch im Dunkeln: Hallo!

Hallo?

Sag‘ ich doch!

Ungefähr so muss man sich die Berliner Band Die Türen vorstellen. Man legt eine Platte auf, und dann kommen die Erinnerungen. Die einen waren gerade beim Demonstrieren in Brokdorf oder sonstwo, die anderen stellten sich hin, bewaffnet mit komischen kleinen Elektrogeräten, und sangen in monotonem Sprechgesang Texte, die unsere Lehrer bestimmt nie gut gefunden hätten. Zu verkürzt. Zu sinnentleert.

Und doch lag in den Texten der Neuen Deutschen Welle eine ganze Welt. Es war die Welt derer, die nicht so genau wussten, wohin es ging, auch wenn es scheinbar alle anderen wussten. Plötzlich merkte man: Ich bin nicht allein.

Genau dieses Gefühl nehmen Die Türen wieder auf. „Spaß macht mir keine Freude“, „Erhebt euch wenn ihr wollt, dass alles so bleibt“. Man summt die Refrains mit und denkt, so ist das wohl. Und plötzlich merkt man, dass man das schon lange nicht mehr gedacht hat. Einerseits.

Andererseits: Kann man Gefühle wiederholen? Eigentlich nicht. Genauso wenig, wie das 80er-Jahre-Revival die 80er Jahre wiedergebracht hat. Nur: Die Türen wissen das. Unter ihren lustigen Elektrobeats schlummert das Wissen, dass es so, wie es einmal anfing, nicht weitergehen kann. Aber dass es doch weitergehen muss, irgendwie.

Daher auch das semantische Irrlichtern, zwischen revolutionärer Pose und doppelt gesicherter Ironie, was die Musikzeitschrift Spex zu der Feststellung trieb: „Man hält es nicht mehr aus.“

Stimmt nicht ganz. Man hält Die Türen sehr gut aus. Sie sind witzig. Sie sind unterhaltsam. Und sie geben dir das Gefühl: du bist nicht allein. Daniel Wiese

Morgen, 21 Uhr, Golden Pudel Club