Mit Biogas nachhaltig in den Bankrott

Schwerer Schlag für die Biogasbranche. Ihr größtes deutsches Unternehmen, die Farmatic Biotech Energy AG, meldet Insolvenz an: Sie erhielt zu wenig Aufträge – weil Rot-Grün noch immer mit dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz hadert

FREIBURG taz ■ Die zögerliche Haltung der Bundesregierung bei der Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) hat ein erstes prominentes Opfer gefordert: Der größte Hersteller von Biogasanlagen in Deutschland, die Farmatic Biotech Energy AG aus dem schleswig-holsteinischen Nortorf, hat einen Insolvenzantrag gestellt.

Für die Branche sei dieses Ereignis „ein fatales Zeichen“, heißt es dazu vom Fachverband Biogas. Wer das Thema nur am Rande verfolge, könne „jetzt den Eindruck bekommen, dass das mit dem Biogas ohnehin nichts ist“, fürchtet Geschäftsführer, Claudius da Costa Gomez. Hätte sich die Novelle des EEG nicht ständig hinausgezögert, wäre der Insolvenzantrag von Farmatic vielleicht vermeidbar gewesen, glaubt Costa Gomez. Solange nicht klar ist, wie stark Biogas künftig gefördert wird, warten potenzielle Investoren ab.

Bitter sei die Entwicklung auch, weil es Farmatic wie keinem anderen Unternehmen gelungen sei, das Thema Biogas in den Medien zu positionieren. Dies lag allerdings auch daran, dass das Unternehmen nicht nur mit spektakulären, sondern mitunter auch reichlich vollmundigen Ankündigungen an die Öffentlichkeit trat. Doch die mit zum Teil erheblichen staatlichen Forschungsgeldern unterstützten Projekte brachten nicht die erhofften Erfolge.

Man werde 100 große Biogasanlagen bauen, deren Produkt auf Erdgasqualität veredelt werde und dann ins Gasnetz eingespeist oder zum Antrieb von Linienbussen genutzt werden könne, hatte es zum Beispiel vor zwei Jahren geheißen. Die Qualität des Gases werde „besser als das Erdgas aus der Nordsee“ sein, so damals die Firma. Doch so weit kam es nicht. Auch die großtechnische Produktion hochreinen Wasserstoffs aus Biogas gehörte zu den nicht erfüllten Ankündigungen von Farmatic.

Investoren misstrauten den Projekten aus Nortorf schon länger: Seit dem Börsengang im April 2001 fiel der Aktienkurs fast stetig – ein bekanntes Phänomen am Neuen Markt, wo einst auch Farmatic notiert war.

Details zum Insolvenzverfahren sind bislang weder von der Firma noch vom Insolvenzverwalter, dem Hamburger Rechtsanwalt Yvo Dengs, zu erfahren. Es hieß nur, der Schritt sei unumgänglich, nachdem „Finanzierungsverhandlungen zu keinem abschließenden Ergebnis geführt“ hätten. Die Geschäfte würden allerdings fortgeführt, da das Unternehmen „im Rahmen des Insolvenzplanverfahrens dauerhaft saniert“ werden solle. BERNWARD JANZING