Bloß nicht rumzecken

Die gierigen Blutsauger treiben verschärft ihr Unwesen. Impfungen schützen zwar nicht vor Bissen, aber weitgehend vor Krankheiten

von LENA ULLRICH

Zeckenalarm in Hamburg: Auf Plakaten hundertfach vergrößert schüren die bissigen Biester Angst und Ekel. Von März bis September übertragen sie zum Beispiel Meningitis. Apotheker werben für Insektenabwehrmittel und Impfungen. Dagegen warnt die Verbraucher-Zentrale vor dem Griff zu unwirksamen und teuren Schutzvorkehrungen. Die Stiftung Warentest bewertete im Jahr 2001 neun von 17 Insektenabwehrmitteln in ihrer Wirkung auf Zecken mit ungenügend. Als Testsieger gingen die Mittel „Zanzarin Bio Hautschutz Lotion“ und „Nexa Lotte natur Hautschutzmilch“ hervor. Sie bewirken, dass sich Zecken nach einem Versuch, auf der Haut zu krabbeln, wieder fallenlassen.

Zecken sind 0,5 bis zwei Zentimeter groß und verstecken sich am Boden, im Unterholz, an Sträuchern oder Gräsern. Mit einem guten Riech- und Temperatursinn ausgestattet lauern sie auf Warmblüter. Geschlossene Kleidung allein bietet keinen ausreichenden Schutz. Zecken stechen selbst Tiere mit dichtem Fell, wie zum Beispiel Mäuse. Sie wandern an ihren „Wirten“ empor, bis sie eine ungeschützte Hautstelle finden. Dort saugen sie bis zu zehn Tage lang Blut, bevor sie satt und rund ihren Wirt verlassen.

Direkt mit dem Stechakt übertragen infizierte Zecken in einigen deutschen Gebieten die Frühsommer-Meningitis (FSME). Darunter fallen vor allem die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg, aber auch aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, Sachsen und Brandenburg werden vereinzelt FSME-Fälle gemeldet. Der Verbraucher-Schutz empfiehlt eine erste FSME-Impfung spätestens vier Wochen vor dem Aufenthalt in einem gefährdeten Gebiet. Nach der zweiten Impfung 14 Tage später liegt das Risiko, an FSME zu erkranken, immer noch bei zehn Prozent. Die dritte Impfung ist erst ein Jahr später möglich und bewirkt einen 99-prozentigen Schutz.

In Hamburg ist die Gefahr größer, durch einen Zeckenbiss an Borreliose zu erkranken. Die ersten Symptome sind Hautrötungen rund um die Einstichstelle. Im Frühstadium kann eine Borreliose mit Antibiotika wirksam behandelt werden. Unerkannt führt sie zu Herzproblemen, Gesichtslähmungen, Hirnhaut- oder Gelenkentzündungen. Darum sollten Zecken schnellstmöglich entfernt werden.

Sie muss mit einer Pinzette so nah wie möglich an der Haut gegen den Uhrzeigersinn herausgedreht werden. Besonders häufig stechen Zecken in Achselhöhlen, Kniekehlen, am Haaransatz, der Leistenbeuge und im Genitalbereich. Erst nach zwölf bis 24 Stunden pumpt die Zecke den mit Borrelia infizierten Darmsaft in die Einstichstelle zurück.