Figuren mit Geheimnis

Etwas für die Unendlichkeit: Eva Matti verwandelt derzeit in der Übersee-Stadt den Wasserspeicher am Fabrikenufer in ein Kunstwerk. Initiiert haben das Projekt der BBK, die Bremer Handelskammer und Rolandmühlen-Besitzer Berend Jürgen Erling

Also doch: Ewigkeit und Kunst, die beiden gehören zusammen. „Sie machen da jetzt was für die Unendlichkeit“ sagte Peter Jacobsen, Geschäftsführer der Hansa Lagerhaus zu Eva Matti. „Da muss der Text dazu schon gut lesbar sein.“ Also wird Eva Matti die Schablone für die Buchstaben entsprechend planen, die Kosten dafür wird Jacobsen übernehmen. Denn nicht nur Ewigkeit und Kunst, auch Wirtschaft und Kunst sind sich hier einmal mehr über den Weg gelaufen – ein Stelldichein in der Übersee-Stadt, da, wo letzte Industriebastionen und erster Strukturwandel zu Hause sind.

Im Juni 2002 lud die Bremer Handelskammer die hiesige Wirtschaft und die Kulturinstitutionen zur „Kulturbörse“ in den Schütting mit dem Ziel, Sponsoren und KünstlerInnen zusammenzubringen. Mit dabei war damals Berend Jürgen Erling, der Besitzer der Rolandmühle. Zusammen mit dem Berufsverband Bildender Künstler (BBK) und der Handelskammer entwickelte er die Idee, den Wasserspeicher am Fabrikenufer zum Kunstobjekt zu machen: Ein Preis wurde ausgelobt zur künstlerischen Gestaltung des Gebäudekomplexes, zur Realisation der Entwürfe wurden 10.000 Euro in Aussicht gestellt.

Mitte Februar 2003 standen zwei GewinnerInnen fest, die nun mit einem Budget von jeweils rund 5.000 Euro je eine Gebäudeseite bearbeiten. Eine der GewinnerInnen ist Eva Matti, die seit Anfang dieser Woche zusammen mit ihrer Assistentin Annette Stemmann die zur Straße gewandte Seite bearbeitet. Offizielle Eröffnung: Am 2. Juli um 11 Uhr.

Dabei geht es Matti vor allem darum, „die Atmosphäre des Hafens“ aufzugreifen: Ihre fragmentarischen, silhouettenhaftenFiguren auf dem rauen Mauerwerk bleiben deutungsoffen, sie haben ein Geheimnis und zeigen sich doch offensiv und ausschließlich in Fenstern – zugemauerten allerdings. Matti verzichtet auf realistische Figuren in den Rahmen der zugemauerten Fenster, ihre Gestalten haben unterschiedliche Proportionen und Dimensionen und bleiben dabei unaufdringlich und leise. Matti: „Ich wollte auf diese Wand nichts draufknallen. Die Figuren haben eine gewisse Traurigkeit, sind düster und haben doch auch den Charme, den der Hafen auf mich ausübt.“

Ein Hafen, der sein Gesicht zunehmend verändert: Gegenüber der Rolandmühe entsteht gerade der Speicher XI, der ab diesem Sommer die neue Heimat für Architop und Hochschule für Künste werden soll. Und das Hafen-Casino, mega-charmantes Aufwärmstübchen für Trucker und die wenigen noch verbliebenen Hafenarbeiter, soll einer baumbestandenen Flaniermeile weichen.

Eva Matti sieht in diesem Wandel den Impuls ihrer Arbeit. Neben die vierzehn Figuren in den insgesamt vierundachtzig Fenster wird sie schreiben:

jahresschichten

das erinnern

anderer zeiten

auf vermauerten fenstern

zeugen des wandels

die geister dahinter

bleiben kli