Von den USA lernen

betr.: „500 Euro für alle“, taz vom 4. 12. 08

Da der Staat die 20 oder 40 Milliarden Euro nicht hat, schlage ich vor, wir lernen von den USA: Erst mal drucken wir das Geld. Dann unterschreibt jeder, der die 500 Euro entgegennimmt, dem Staat einen Schuldschein, in dem er sich verpflichtet, das Geld über, sagen wir, 20 Jahre zurückzuzahlen, bei variablem Zinssatz, denn man weiß ja nie. Die gebündelten Schuldscheine gelten nun auf dem Kapitalmarkt als sehr sicher und werden dem Staat gern von dem Finanzunternehmen CGMG, Capital Guarantee Managemant Germany, abgekauft. Die CGMG hatte die Milliarden natürlich auch nicht auf Lager. Deshalb gibt sie neue Aktien heraus und bietet auf dem internationalen Geldmarkt Fondspapiere an, die ebenfalls, AAA-geratet, als sehr sicher gelten, stehen dahinter doch durch die Schuldscheine über je 500 starke Euro. Die Fondspapiere finden, wie auch die Aktien, reißenden Absatz und beide steigen und steigen im Kurs, erst recht die aus ihnen abgeleiteten Derivate.

Bei uns in Deutschland ist nach ein paar Jahren die von dem „Begrüßungsgeld“ gekaufte Unterhaltungselektronik veraltet und das durch das Geldgeschenk gesparte Geld hielt sich auch nicht lange im Portemonnaie. Leider ging, einem Sachzwang folgend, auch die Lohnschere weiter auseinander und die Zinsen erfuhren einen unerwarteten Anstieg. Kurz: So mancher kann nun seinen Schuldschein nicht mehr abbezahlen. Das spricht sich bis zu den Besitzern der Fondspapiere und Derivate herum, die daraufhin plötzlich nichts mehr wert sind. Das haben die nun davon. HELLMUT VOGEL, Kiel