Wochenmarkt für Spätaufsteher

Die Stadtverwaltung prüft Verlängerung der Öffnungszeiten von Kölns Wochenmärkten. Angeblich wollen Kunden lieber mittags einkaufen. Die Stand-Inhaber sind nicht erfreut

KÖLN taz ■ Die Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses, die CDU-Ratsfrau Petra Grah, tut was für ihre Wähler. Auf den Wochenmärkten, so erfuhr sie, habe sich das Kaufverhalten der Kunden – insbesondere an Samstagen – geändert. An verschiedenen Standorten setze der Andrang erst gegen Mittag ein. „Nachdem mich verschiedene Händler auf das geänderte Kundenverhalten hingewiesen haben, ist es an der Zeit zu handeln – und zwar flexibel“, so Grah in einer Pressemitteilung. Auf der Sitzung des Wirtschaftsausschusses vergangene Woche wurde deshalb die Verwaltung beauftragt, bei den Markthändlern den Bedarf nach veränderten Marktöffnungszeiten zu erfragen. Aus dem Ergebnis der Befragung sollen dann ganz flexible Schlüsse gezogen werden.

Auch PDS-Ratsherr Jörg Detjen hat sein Ohr am Herz des Bürgers. Seine Partei zieht beim Thema Marktöffnung allerdings einen anderen Schluss als die CDU: Die PDS Offene Liste im Kölner Rat lehnt längere Öffnungszeiten ab. Detjen hat in Gesprächen auf dem Bickendorfer Wochenmarkt großen Zorn bei den Händlern festgestellt. „Jedes Mal werden die Markthändlerinnen und -händler übergangen. Deshalb wollen wir jetzt einen Marktbeirat“, so Detjen.

Der Nippeser Wochenmarkt täglich außer sonntags geöffnet. Die meisten Händler dort lehnen längere Öffnungszeiten unter der Woche ab. Samstags ja, dafür können sich Eierhändler Schroth und Damenoberbekleidungshändler Straubel noch erwärmen. Eine Ausnahme ist Textilhändlerin Schmidt. Sie findet die Idee einer Verlängerung der Marktzeiten sogar richtig gut, die Kunden hätten schon mal danach gefragt.

„Wir halten da nichts von“, sagt dagegen Gemüsehändlerin Meuten, „wir müssen genauso früh aufstehen und länger arbeiten.“ Länger schlafen könnten nämlich nur die Angestellten der Händler, die anderen müssen genauso früh am Großmarkt sein.

An der Apostelkirche wollen die befragten Händler nicht mal am Samstag länger arbeiten. August Weckwerth ist Selbsterzeuger und muss später noch aufs Feld. Farhad Matsun fährt mit ihren Pepperoni und Oliven nachmittags noch an andere Standorte und Bert Gemmer am Fischstand meint, auf die jungen Leute als Kunden könne man sich sowieso nicht verlassen.

Skeptisch sind viele Händler auch deshalb, weil die Verlängerung genau in die Mittagszeit fallen würde. Weckwerth weiß auch, wer hinter der Idee der späteren Marktzeiten steckt – Anwohner in Anzügen nämlich, denen der Markt morgens zu laut ist: „Die wollen Markt, aber auf leisen Sohlen.“

Christian Gottschalk