Fasern in Häppchen

Der Streit um die heruntergespielten Asbest-Immissionen bei der Elbtunnel-Sanierung geht weiter

Der Skandal um die Missachtung der Asbestbelastung bei der Sanierung des Elbtunnels spitzt sich zu. Der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Jan Quast hat gestern die Baubehörde aufgefordert, „endlich alle Fakten zu veröffentlichen“. Das „häppchenweise Eingestehen“ von Belastungswerten oberhalb der Grenzwerte lasse „Schlimmes befürchten“. Der umweltpoltische Sprecher der GAL, Christian Maaß, will den Fall gar im Umweltausschuss thematisieren.

Die Baubehörde bleibt indes bei ihrem umwelt- und informationspolitischen Spagat: Demnach sei die Darstellung der Medien, dass die Gesundheit der Arbeiter sowie der Menschen in der Umgebung gefährdet gewesen sei, „nicht richtig“. Gleichwohl spricht die Behörde von „unklaren und nicht nachvollziehbaren Ursachen“ für hohe Messwerte des Krebs erregenden Stoffes. Ein Gutachter hatte 40.000 Fasern pro Kubikmeter gemessen, schon Immissionswerte von 1.000 Fasern pro Kubikmeter verstoßen gegen das Bundesimmissionsgesetz.

„Der Vorgang verdeutlicht ein weiteres Mal“, so Maaß, „dass selbst schwere Umwelt- und Gesundheitsrisiken vom Senat auf die leichte Schulter genommen werden.“ Schon eine inhalierte Asbestfaser reicht aus, um beim Menschen nach 15 Jahren tödliche Asbestose in der Lunge auszulösen. 1984 lehnten die HDW-Werftarbeiter den Umbau des Luxusliners „United States“ deshalb ab, da sie um ihre Gesundheit und die der Menschen am anderen Elbufer fürchteten. KVA