Strand unter

Der neue Kreuzfahrtterminal in Altona ist nicht nur teurer als geplant, sondern bedroht auch die Existenz der Beach-Clubs. Die SPD-Bezirksfraktion sieht sich vom Senat im Stich gelassen

Im vergangenen Jahr setzten 72 Kreuzfahrtschiffe Kurs auf Hamburg, 2010 sollen es 140 sein. Zusätzlich zu den zwei Liegeplätzen in der Hafencity wird derzeit ein neuer Terminal im Fischereihafen gebaut. Der Umbau sollte 2007 noch 12,5 Millionen Euro kosten. Ende September wurde das Investitionsvolumen der verantwortlichen Fischereihafen-Entwicklungsgesellschaft (FEG) auf 29,5 Millionen Euro aufgestockt. UG

VON UTA GENSICHEN

Weil der Kreuzfahrttourismus in Hamburg boomt, stehen die drei Beach-Clubs Lago Bay, Hamburg City Beach Club und Hamburg del Mar in Altona vor dem Aus. Die Strandbars im Fischereihafen müssen dem neuen Kreuzfahrtterminal weichen, der dem wachsenden Passagieraufkommen gerecht werden soll. Waren es 2007 rund 113.000 Touristen, die per Kreuzfahrtschiff in Hamburg anlandeten, rechnet die Stadt 2010 mit etwa 326.000 Passagieren.

Bereits im August begannen die ersten Bauarbeiten für den Terminal, mittlerweile ist da, wo im Sommer chillige Musik aus den Strandbar-Boxen kam, eine Baustelle. Ein alternativer Standort für die Beach-Clubs ist noch nicht in Sicht. „Der Senat lässt den Bezirk Altona im Stich“, kritisiert Stefan Kappra, Geschäftsführer der SPD-Bezirksfraktion. Denn die bei Touristen und Hamburgern gleichermaßen beliebten Beach Clubs müssten einer „absoluten Billiglösung“ weichen, so Kappra. Diese vom Senat bevorzugte Lösung sieht vor, für rund 30 Millionen Euro ein Kreuzfahrtterminal zu errichten – ohne die Beach Clubs zu berücksichtigen.

„Billig“ ist die anvisierte Lösung gerade nicht – immerhin wird das Bauvorhaben etwa doppelt so teuer wie noch 2007 angenommen. Außerdem entzieht sie sich dem Standortproblem der Strandbars. Deren Betreiber hatten gehofft, auf dem Dach des Terminals oder des dazugehörigen Parkdecks die Strandkörbe wieder aufbauen zu können.

Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose gab jedoch vor wenigen Tagen bekannt, dass dies aus statischen Gründen nicht möglich sei. Der Sand sei zu schwer, sagte er. Bleiben noch die Ideen, die Clubs auf einem Teil des Fischmarktes oder auf Schwimmpontons zu errichten. Stefan Krappa zufolge seien diese Alternativen zu kostspielig. Der Fraktions-Geschäftsführer bevorzugt die Idee, am Kreuzfahrtterminal ein Parkdeck mit so genannter Eventfläche auf dem Dach zu bauen. Dieser auf der vergangenen Architektur-Olympiade prämierte Plan koste zwischen vier und sieben Millionen Euro extra und „wäre für die Beachs Clubs ideal“, sagt Krappa. Die Anlage hätte sich schnell amortisiert, rechnet er vor. Schließlich habe die Stadt Jahr für Jahr rund 200.000 Euro dank der Strandbars eingenommen. Angesichts der erhofften Einnahmen durch das Kreuzfahrtgeschäft, sind diese Beträge allerdings Peanuts.

So rechnet die Finanzbehörde mit einem jährlichen Umsatz von mehr als 90 Millionen Euro, den Passagiere und Schiffscrews in Hamburg mit sich bringen. Von dem neuen Terminal, der spätestens 2010 fertig gestellt sein soll, profitieren demnach vor allem die Gastronomie, die Hotellerie und der Einzelhandel. Bereits Mitte August 2009 wird das erste Kreuzfahrtschiff den neuen Liegeplatz anlaufen.

Noch im Oktober 2007 hatten die Prognosen für die Gestaltung des Fischereihafens ganz anders ausgesehen. Damals lobte die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt den 12,5 Millionen Euro teuren Kreuzfahrtterminal als einen wichtigen „Baustein in der anstehenden Gestaltung des Fischereihafengeländes“. Nicht nur die Ergebnisse der Architektur-Olympiade sollten berücksichtigt, sondern ebenso „das große öffentliche Interesse an Freizeitmöglichkeiten in Wassernähe“ in das Vorhaben einbezogen werden.