Nikotin ist besser als Crack

Beim Hamburger Label „Weltquartett“ ist ein „Rauschgift“-Spiel erschienen. Warnhinweise fehlen, aber die Zielgruppe dürfte sowieso bei den Enddreißigern liegen, die ihre Drogenerfahrungen hinter sich haben

Nikotin sticht Crack! Warum? Weil es die bessere Quartettkarte ist. Es hat verheerendere Auswirkungen auf die Gesundheit der Weltbevölkerung, wirkt länger, kostet weniger und wird schon fast 500 Jahre länger konsumiert. Damit wären die relevanten Punkte erfüllt, die andere Droge aus der Gruppe der „Stimulantia“ auszustechen. So ist das beim Wertevergleich im Quartettspiel.

Das Hamburger Label „Weltquartett“ hat sich als großes und ausbaufähiges Motto „Die Geißeln der Menschheit“ vorgenommen. Nach „Tyrannen“ und „Seuchen“ kann man nun mit „Rauschgift“ spielen, klassifiziert wie im Lehrbuch nach Konsumhistorie, Wirkungsdauer, Preis pro Rausch, Anzahl der Konsumenten weltweit und der Anzahl der jährlichen Todesopfer. Eingeteilt werden die chemischen Stoffe in acht Gruppen: Amphetamine, Narkotika, Sedative, Opiate, Psychedelika, Stimulantia, Designerdrogen und Zauberkräuter. Jede Karte ziert ein Foto, damit man sich ein Bild machen kann, wenn man nicht sowieso auf Du und Du mit 2C-T-7, dem Aztekensalbei oder Fentanyl ist.

Die Rubrik „Wirkungsweise“ haben die Spielemacher allerdings ausgelassen, vielleicht, weil sie die abschreckendste ist. Außerdem würde sie wohl zu viel Text pro Spielkarte beanspruchen.

Warnhinweise zu Altersbegrenzungen oder stark beinflussbaren Gruppen fehlen. Doch das macht nichts, denn den größten Erfolg dürfte das Quartett sowieso beim bürgerlichen Enddreißiger haben, dessen zahme Drogenerfahrungen schon lange von einem geordnetem, maßvoll hedonistischen Familienleben abgelöst worden sind.

Statt Drogen zu konsumieren, spielt man jetzt Rauschgift-Quartett. Die Bundesdrogenbeauftragte hat sich noch nicht geäußert. Sie müsste eigentlich zufrieden sein. IMKE STAATS