„color“: die bunte welt des fotografen philipp keel – widerhaken inklusive

„Zane“, so heißt das Foto links, wahrscheinlich schlicht nach dem Jungen, der da über die Hochglanzmagazine krabbelt. „Martian und Reindeer“, so heißt das Foto rechts. Beides sind typische Titel für Philipp Keel. Wenn man seinen fulminanten Bildband „Color“ durchblättert (Steidl Verlag, Göttingen 2004, 372 Seiten, 75 €), hat man das Gefühl: Der hat gar keine Zeit, nach vernünftigen Titeln zu suchen; der schreibt auf, was zu sehen ist, und sucht schon wieder nach dem nächsten Bild. Schneller fotografieren, das scheint die Devise von Philipp Keel – übrigens der Sohn des Diogenes-Verlegers Daniel Keel – zu sein. Ein Bild geht noch, über das Verstehen reden wir später. Und dieser erste Eindruck deckt sich auch mit Keels Selbstaussagen. Er wolle die Menschen visuell, nicht intellektuell erreichen, hat er mal geschrieben. Warum das ein Widerspruch sein muss, mag sein Geheimnis bleiben.Denn: Das visuelle Vergnügen verbindet sich doch durchaus mit dem intellektuellen. Man blättert bei diesem Band nämlich irgendwann auch zurück, erst fast zögernd, dann aber immer öfter. Woher kommt rechts bei dem Spielzeug-Astronauten etwa dieses ganz seltsame Licht? Oder schauen Sie sich links mal die Wimpern dieses Kindes an. Oder vergleichen Sie links und rechts die Wangen des Jungen mit den Wangen der Spielzeugfigur. Stimmt alles, was man über Philipp Keel sagt: Seine Welt ist bunt, poppig, ironisch, spontan, lebendig, überraschend usw. Aber Widerhaken hat sie auch. drk