Palast der Republik

Nachglühende Bilder

Der interessanteste Bagger hatte vorne einen dicken, eisernen Stachel. Damit bohrte und rüttelte er sich durch den dicksten Beton. Am Schluss, als nur noch die besonders massiven Treppenhäuser standen, kam dies gelbe, gedrungene Fahrzeug viel zum Einsatz. Nichts konnte ihm standhalten, wenn er auch manchmal vor Anstrengung erzitterte. Und was für einen Lärm er machen konnte! Zunächst hat er mich an Wall-E erinnert. Aber er hatte auch etwas von einem dicken, unschuldigen, zerstörungswilligen Dreijährigen. Nach getaner Arbeit rumpelte er dann mit gerecktem Stachel wie in Siegerpose über den Bauschutt.

Seit dem Wochenende ist der Bagger weg. Aber wenn man jetzt an dem Platz vorbeikommt, an dem einst das Schloss der Hohenzollern stand, nun der Palast der Republik endgültig Vergangenheit ist und an dem demnächst wieder Schlossfassaden stehen sollen, dann glimmen solche Bilder vor dem inneren Auge noch nach. Genauso wie die Erinnerungsbilder von dem allmählich bis aufs tragende Skelett abmagernden Palastgebäude, durch das hindurch man schließlich grandiose Sonnenuntergänge ansehen konnte. Oder auch wie die Bilder von den immer wilderen Ruinenlandschaften in der Phase des verstärkten Rückbaus.

Aber auch die Gegenwart ist klasse. Vor allem nachts hat dieser leere Ort etwas Abenteuerliches, wenn man sich am Bauzaun herumtreibt. Umgeben von 3,5 Millionen Menschen kann man sich hier fremd und frei selbst erleben. Rundherum lockt die große Stadt mit ihrem Glanz – gleich zwei Riesenräder von Weihnachtsmärkten, Dom, Museumsinsel, Temporäre Kunsthalle, Rotes Rathaus, Fernsehturm, alles da. Und hier bist du allein mit dir und trittst in eine Schlammpfütze. DIRK KNIPPHALS