Lang lebe der Verbraucher!

Heute feiert der Dachverband der Verbraucherverbände seinen 50. Jahrestag. Er entstand aus den Mieter- und Genossenschaftsbewegungen. Sonderlich kraftvoll ist er trotz der vermeintlichen politischen Relevanz derzeit nicht

von MATTHIAS URBACH

Dash wäscht so „weiß – weißer geht’s nicht“. So warb Procter & Gamble schon in den 60er-Jahren für sein Waschmittel. Henkels Konkurrenzprodukt Persil versprach der Hausfrau dagegen „das strahlendste Weiß meines Lebens“. Wir würden noch heute immer wieder ratlos vor dem Pulverfach unserer Waschmaschinen stehen, wenn es die Verbraucherverbände nicht gäbe.

Deren Dachverband feiert heute in Berlin ein strahlendes Jubiläum: Seit fünfzig Jahren gibt es nun die Arbeitsgemeinschaft Verbraucherverbände (AgV), inzwischen unter dem Titel Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Da schauen sogar Bundespräsident Johannes Rau und EU-Verbraucherkommissar David Byrne vorbei, um der vzbv-Chefin Edda Müller zu gratulieren.

Die Stimmung dürfte gut sein, schließlich erlebt der Verbraucherschutz seit dem Rinderwahn eine Renaissance. Der Skandal kam gerade im rechten Moment. Denn seit 1992 ging es dem Verbraucherschutz an die Substanz. Während die westdeutschen Verbraucherzentralen gerade in einem Kraftakt neue Dependancen im Osten eröffneten, beschloss die konservative Bundesregierung, die Finanzierung derselben fast ganz auf die Länder abzuwälzen.

Diese streichen den Etat der Zentralen seitdem allerdings Stück für Stück zusammen. Die Verbraucherzentralen reagieren mit immer höheren Gebühren für ihr Beratungsangebot, was die Kunden oft als wenig verbraucherfreundlich empfinden.

Auch nach der Reorganisation ist der vzbv nicht annähernd so bekannt und schlagkräftig wie seine einzelnen Mitglieder. Insgesamt 21 Verbände sind unter dem Dach des vzbv vereint, darunter die Arbeiterwohlfahrt, der Verkehrsclub Deutschland, die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre, das Diakonische Werk der evangelischen Kirche und der Deutsche Mieterbund. Der Direktor des Mieterbundes, Franz-Georg Rips, ist auch Verwaltungsratschef des vzbv. Dazu kommen 16 Verbraucherzentralen. Gegen so viele Provinzfürsten kommt die Königin in Berlin nicht so recht an. Die Stiftung Warentest wollte sich gar nicht erst dem Dach des vzbv unterordnen.

So kann beim vzbv bislang auch nicht davon die Rede sein, dass es sich um einen schlagkräftigen Verband handelt. Es ist kein Wunder, dass mit Greenpeace ein Umweltverband die spektakulärsten Verbraucherboykotts organisierte: den Tankstellenboykott gegen die Versenkung der Brent Spar und der Supermarktboykott gegen Gen-Getreide.

Allerdings entspricht diese Form des Verbraucherschutzes der deutschen Verbraucherbewegung ohnehin nicht. Denn die hat ihre kulturellen Wurzeln in der Arbeiterbewegung und ist heute wie die Gewerkschaftsbewegung eine sozialdemokratische Domäne.

Zum Leben erwachte die deutsche Verbraucherbewegung wohl in den Mietervereinen, den Konsum- und Wohnungsgenossenschaften, die vor allem in den 20er-Jahren ihre Blüte erlebten. Damals regierte die Idee der Selbsthilfe als Schutz vor der Ausbeutung des kleinen Mannes. Im Nationalsozialismus erlebten sie durch die Gleichschaltung einen schweren Rückschlag.

Nach dem Kriege rückten Information und Rechtsschutz mehr und mehr in den Fokus. Am 30. April 1953 entstand die AgV als Versuch, die Verbraucherinteressen als Stellvertreter zu bündeln. 1961 legte sie ihren ersten vergleichenden Konsumtest vor: Es ging um Waschmittel. Diese Aufgabe fiel schließlich an die 1964 von der Bundesregierung errichtete Stiftung Warentest, die seit 1966 ihr Test-Heft herausgibt.

Dieses Heft und seine Tests prägen heute das Bild vom Verbraucherschutz. Im März 1968 urteilte es zum ersten Mal mit „sehr gut“ bis „mangelhaft“ – natürlich über Waschmittel. Dash schnitt übrigens gerade wegen des Versprechens weißer Wäsche nicht so doll ab. Unterm Bleichen litt die Wäsche besonders stark.