Blind Date mit Uwe

RTL will in seinem Erfolgsformat „Bauer sucht Frau“ ab der nächsten Staffel auch homosexuelle Landwirte verkuppeln

Normalerweise ist ja völlig klar, was der Bauer so sucht: eine Frau natürlich. Trotzdem schalten bei der gleichnamigen RTL-Show „Bauer sucht Frau“ am Montagabend regelmäßig unglaublich viele Menschen zu – zuletzt neun Millionen.

Dieser Erfolg lebt, glaubt man Kritikern, vom Reiz der Exotik. Das heißt von jenem scheinbar unglaublichen Thrill, der von heteronormativen Bindungsabsichten ausgeht, wenn er sich im Falle des (Noch-)Industrielandes Deutschland im landwirtschaftlichen Wirtschaftszweig abspielt. Nun hat RTL angekündigt, dass sich für die nächste Staffel erstmals auch Homosexuelle bewerben dürfen. Was wirklich nur originell wäre, wenn man solche Bewerber eben auch einem heterosexuellen „warmherzigen Rinderwirt“ namens Uwe als Blind Date vorsetzen würde.

Doch als Cliffhanger bis zur nächsten Staffel wirkt die Ankündigung schon mal ganz gut – die Exotik noch steigern, das geht eben, indem man die herkömmliche Widersprüchlichkeit des Stadt-Land-Gefälles erweitert und anspitzt. Schwule Bauern? Die kann es doch wohl genauso wenig geben wie schwule Soldaten oder Bauarbeiter.

Aber natürlich gibt es die längst bzw. gab sie schon immer, so wie schwule oder lesbische Bäuerinnen. Auch wenn das auf uns zukommende Format „Bauer sucht Mann“ zwar dementsprechend noch nicht den vollständigen Einzug der Moderne in die Fernsehwelt bedeutet, hat es doch sein Gutes: Irgendwann ist auch dieser Kick abgenudelt, und die Existenz schwuler Bauern wird zur (öden) Gewissheit. Als Nächstes sind die Soldaten dran. MARTIN REICHERT