17 Sahara-Geiseln frei

Algerische Spezialeinheiten befreien 17 von 32 verschleppten Wüsten-Touristen aus den Händen islamistischer Terroristen. Zehn Deutsche, vier Schweizer und ein Niederländer weiter vermisst

MADRID taz ■ Die algerische Armee hat in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch 17 der insgesamt 32 verschwundenen europäischen Wüstentouristen befreit. Die zum Teil seit Mitte Februar Vermissten wurden in einem „kurzen Angriff“ durch Spezialeinheiten in der Nähe von Amguid, 200 Kilometer nördlich von Tamanrasset, aus der Gewalt der radikalislamistischen Salafistischen Gruppen für Predigt und Kampf (GSPC) befreit. Die Gruppe arbeitet eng mit dem Terrornetzwerk al-Qaida zusammen. Über die näheren Umstände wurde gestern nichts bekannt. 15 Geiseln befinden sich noch in den Händen der Entführer.

Der Generalstab der algerischen Armee schweigt sich über die Zahl der Toten und Verwundeten bei den Entführern und in den eigenen Reihen aus. Nach Angaben der algerischen Tageszeitung El Watan kamen bei der Geiselbefreiung neun der zehn mit Maschinengewehren bewaffneten Geiselnehmer ums Leben. Die 15 vermissten Touristen – weitere zehn deutsche, vier Schweizer und ein Holländer – sollen demnach weiterhin im Tamelrik-Gebirge in der Nähe der Stadt Illizi festgehalten werden. Das Gebiet sei nur sehr schwer zugänglich.

Der deutsche Regierungssprecher Thomas Steg drückte die Erleichterung der Bundesregierung über die Freilassung aus. Den Freigekommenen ging es laut Lindner den Umständen entsprechend gut. Steg sprach aber von „großer Sorge“ um das Schicksal derjenigen, die sich noch in den Händen der Entführer befänden. Bundesinnenminister Otto Schily nannte ihre Situation „prekär“.

Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Jürgen Chrobog, ist nach Algier gereist, um die deutschen Touristen abzuholen. Sie sollten noch gestern in einem Sanitäts-Airbus der Bundeswehr nach Köln zurückgeflogen werden. „Den befreiten Geiseln geht es den Umständen entsprechend gut“, bestätigten deutsche und österreichische diplomatische Quellen. Die zehn befreiten Österreicher sollten gestern Abend in Salzburg eintreffen. Auch die sechs befreiten Deutschen und ein seit langem in Deutschland lebender Schwede sollen so schnell wie möglich in ihre Heimat zurückkehren.

Die Sprecherin des Schweizer Außenamtes, Muriel Berset-Cohen, zeigte sich sehr besorgt darüber, dass Informationen über die Geiselbefreiung öffentlich gemacht wurden. „Das kann das Leben der Verschwundenen gefährden, die noch nicht gefunden wurden“, erklärte sie.

Nur in Österreich machte sich völlige Erleichterung breit. Bundespräsident Thomas Klestil bedankte sich bei seinem algerischen Amtskollegen Abdelasis Bouteflika für die Hilfe und lud ihn zu einem Staatsbesuch nach Wien ein. REINER WANDLER

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