Urdrüs wahre Kolumne
: Tittmanns contra Nasenbär

Wer Scherf will, muss CDU, und wer Henning möchte, SPD wählen – wenn beide verlieren, kommt auch der Lange, sofern die SPD nicht unter die selbst gesteckte Nachweisgrenze fällt. Der Bürger hat nur noch die Entscheidung zwischen Wahl der Qual und Qual der Wahl und sollte sich da besser raushalten. Das schützt gegen mindestens sieben Anzeichen der Hautalterung!

In einer parlamentarischen Debatte über die Zuhälterdienste örtlicher Verlage für die Modellprostitution verglich der CDU-Schutzmann Rolf „Bully“ Herderhorst den Autohandel mit dem Bordellgeschäft und machte sich damit einmal mehr der Verniedlichung der Gefahren des Straßenverkehrs schuldig. Wie lange müssen wir Fußgänger sowas noch hinnehmen? Und wann endlich nimmt sich der Verkehrskasper mit der Bratpfanne dieser Sache an?

Menschenauflauf in der Vegesacker Straße in Walle. Mitten auf dem Gehweg vor der Eisdiele liegt ein recht vollständiges Kunstgebiss. Liegt und wird da indiskret angestiert, bis sich ein älterer Mann aufrafft, das Teil mit taschentuchbewehrten Fingern anzufassen und in seinen am Fahrradlenker hängenden Beutebeutel zu stecken: „Auffem Flohmarkt wird man doch alles los, kauft vielleicht noch ein Pole für die Omma!“ So Du so ein Teil vermissen solltest – schau doch morgen mal an der Schlachte vorbei.

In Bremerhaven steigt heute Ronald Schill in die Bütt, um dem dortigen Pöbel den rechtsstaatlichen Barnabas zu machen. Wie gut, dass es im Schaufenster Fischereihafen immer noch die Original-Tittmanns vom rechten Rand gibt. Gestandene Typen also, die dem Hamburger Nasenbär allzeit voraus haben, dass sie in der inszenierten Hafenbar-Kulisse glaubhaft den treuherzigen Weizenkorn-Schluffi mit offenem Hosenbund geben könnten, während der geschniegelte Ex-Richter Gnadenlos ja im Vorabend-Krimi vom gewitzten Publikum schon beim bloßen Erscheinen als Gentleman-Schurke mit perversen Neigungen ausgemacht würde. Wie dessen uninspirierter Haufen sich irgendwie zu wahlkämpferischen Aktivitäten motivieren kann, versteht wohl nur, wer den fatalen Trotz der Unbelehrbarkeit für eine geschichtsmächtige Kraft hält.

Mit Frühlingsrabatten und Probemonat ohne jede Verpflichtung versucht ein hiesiges Fitness-Studio mich in seine Räumlichkeiten zu locken, doch vergebens: den Handzettel überreicht mir ausgerechnet ein Mensch in rotem Strampelanzug, der so verkniffen blickt wie Klaus „Schwarzer Peter“ Schulenberg persönlich: Wenn das von sowas kommt, lassen wir’s doch lieber bleiben!

Immer noch glaubt der Ossi an die Gültigkeit der Spielregeln von Monopoly für alle Mitwirkenden, und so nimmt es denn nicht wunder, dass auch die bremischen PDS-Wessis allen Ernstes von Wirtschaftssenator Josef Hattig verlangen, vor der Bürgerschaftswahl mit der ganzen und nix als der Wahrheit über das Space Park-Debakel rauszurücken. Es gibt Fragen, auf die sich Antwort nur erhofft, wer mit den damit verbundenen Wahrheiten ohnehin nichts anzufangen wüsste ...

Geschichten um Lug und Trug sind heute um 22 Uhr mit dem BAT-Ensemble in der Waller GaDeWe zu hören. Halbwegs passend dazu gibt es zunehmend Kneipen, in denen die signalrot aufleuchtende Schriftfolie „Neue Bewirtschaftung“ angesichts ständiger Pächterwechsel immer gleich am Fenster kleben bleibt. Ausgerechnet in einer solchen Kaschemme wird derzeit im Stadtteil Gröpelingen ein Tipp-Spiel zum Ausgang der Bürgerschaftswahlen angeboten, bei dem immerhin für die richtigste Prognose ein Fass Bier von hier und eine Miniaturflasche „Kleiner Feigling“ für jeden Mitspieler zugesagt werden. Wortwörtliche Einschränkung allerdings: „Bei jeder Form von Manipulation werden die Beteiligten sofort disqualifiziert!“ Woher hat der Wirt sein Herrschaftswissen? Wüsste allzugern auch heute schon

Ulrich „Infas“ Reineking