unterm strich
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Die Wut und der Stolz, Teil zwei: In Ägypten macht der notorische Popsänger Shaaban Abdel-Rahim wieder von sich reden. Pünktlich zum Irakkrieg hatte er mit einem Antikriegssong, der die Politik der USA und ein bisschen auch Saddam Hussein kritisierte, die Stimmung auf der arabischen Straße auf den Punkt gebracht (taz vom 9. 3.). Nun hat er einen neuen Song eingespielt, mit dem doch noch zum Loblied auf den verschollenen Exdiktator anhebt. „Die Hölle von Saddam ist besser als das Paradies der Amerikaner“, lautet der Refrain des Stücks. Ob das Lied auch im Irak zum Hit taugt, ist allerdings fraglich: Schließlich nennt der Sänger die Iraker darin undankbar, weil sie in Bagdad die Statuen ihres ehemaligen Präsidenten gestürzt haben. So ganz ernst kann man Abdel-Rahims neu entfachte Liebe zu Saddam Hussein ohnehin nicht nehmen, schließlich soll er im Jahr 2001 einmal einen Song aufgenommen haben, der „Ich hasse den Irak“ hieß. Mehr Erfolg war ihm allerdings mit dem Song „Ich hasse Israel“ beschieden, der ihn berühmt machte. Auch wenn sich die Polemik des Pop-Opportunisten auf dem Niveau einer Oriana Fallaci (siehe links) bewegt: Sein Erfolg ist ein Seismograf für ägyptische Befindlichkeiten. Sein nächstes Lied möchte Abdel-Rahim übrigens nun dem verschollenen irakischen Informationsminister Mohammed Said al-Sahhaf widmen. In einem Interview mit der arabischen Zeitung al-Hayat bezeichnete er den Exminister als einen „Mann voller Würde“. Das dürfte den meisten bislang entgangen sein.

Was Anbiederung an den Zeitgeist angeht, hat sich hierzulande jüngst auch Fred Breinersdorfer hervorgetan, der Vorsitzende des deutschen Schriftstellerverbandes: Er hatte den Vorschlag gemacht, Bundeskanzler Gerhard Schröder und Joschka Fischer für ihre Verdienste um eine friedliche Lösung des Irakkonflikts mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels zu ehren. Das hat ihm scharfe Kritik eingebracht, auch aus dem Verband selbst. Der lokale Landesverband in Nordrhein-Westfalen hat nun den Vorschlag seines Bundesvorsitzenden als „erneuten Versuch“ Breinersdorfers gegeißelt, die „Einbettung des VS in die Sozialdemokratie voranzutreiben“. Mit seiner „abstrusen Idee“ habe er den Ruf der Autoren-Organisation der Lächerlichkeit preisgegeben, heißt es in einem offenen Brief. Beide Politiker seien bisher schließlich literarisch nicht weiter aufgefallen und hätten „den Angriffskrieg gegen den Irak keinesfalls als das angeprangert, was er ist: Ein völkerrechtswidriges und grundgesetzwidriges Verbrechen“, so der Wortlaut.