Neustart ohne Pornofan

Nach dem erzwungenen Rückzug des ehemaligen Chefs versucht das Hammer Tierheim einen Neuanfang

HAMM taz ■ Sechs Hunde, fünfzehn Katzen, ein paar Kaninchen. Dazu ein schlechter Ruf und ein Loch in der Kasse. Das ist die Ausgangslage des Hammer Tierheims nach dem Rücktritt des ehemaligen Leiters, gegen den die Dortmunder Staatsanwaltschaft einen Strafbefehl wegen der Verbreitung kinderpornographischen Materials beantragt hat. Außerdem läuft gegen den ehemaligen Leiter ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen nicht artgerechter Tierhaltung, da er mehr Tiere als erlaubt in dem im Jahr 2003 mit für 700.000 Euro neu eingerichteten Heim untergebracht haben soll.

„Der Schaden für den Tierschutzverein ist enorm“, sagt Andreas Grothusmann, der neue Leiter des Tierheims. Viele freiwillige Mitarbeiter, die sich früher um Tiere gekümmert haben, hätten nach dem Skandal ihre Arbeit eingestellt. Mehr noch: Der geschasste Leiter soll auch Mittel des Vereins veruntreut haben. „Noch ist nicht klar, wie viel Geld fehlt“, sagt Grothusmann, der Anzeige gegen seinen Vorgänger erstatten will. Die Tierschützer sind empört über das Verhalten ihres ehemaligen Kollegen: „Wir haben jahrelang für das Tierheim gespart, haben Trödel verkauft und Spenden gesammelt – und dann so etwas“, sagt Helene Osthoff, die 84-jährige Ehrenvorsitzende des Hammer Tierschutzvereins.

Die Zukunft des Tierheims sei jedoch nicht gefährdet, sagt Grothusmann: „Wir haben eine neue, motivierte Mannschaft und schaffen das.“

Die Stadt Hamm jedenfalls gibt grünes Licht für den Neuanfang im Tierheim. Die neue Mannschaft soll in Kürze eine neue Genehmigung für de Betrieb erhalten, kündigt Stadtsprecher Christian Strasen an. „Es gibt keinen Hinderungsgrund“, sagt er. Schließlich sei lediglich der ehemalige Leiter in die Kritik geraten, nicht jedoch das Tierheim selbst.

Dessen neuer Leiter Grothusmann will nun eine PR-Offensive starten, um den ramponierten Ruf der Einrichtung wieder aufzupolieren. „Dafür kommt ja jetzt sogar das Fernsehen“, sagt er. Dann muss er das Gespräch beenden, um sich den Kamerateams zu widmen.

KLAUS JANSEN